Fahndungsaufruf nach Jan Marsalek, Ex-Wirecard-Manager. (dpa)
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Die Staatsanwaltschaft München geht einer Spur des flüchtigen Wirecard-Managers Jan Marsalek in die Türkei nach. Darüber berichtete die „WirtschaftsWoche“ (WiWo) am Donnerstag. Die Münchner Beteiligungsgesellschaft IMS Capital, deren Geschäfte Marsalek ohne offizielles Amt wesentlich mitbestimmt haben soll, erhielt demnach von zwei türkischen Gesellschaften knapp 20 Millionen Euro für Investitionen.

Die Geschäfte der beiden Gesellschaften würden laut dem türkischen Handelsregister von dem früheren Chef des libyschen Geheimdienstes, Rami El Obeidi, geführt, schreibt die WiWo.

El Obeidi gilt als enger Vertrauter von Marsalek und hatte vor einigen Monaten im Dienste Wirecards Investoren und Journalisten ausspähen lassen. Die türkischen Gesellschaften bestätigten bislang nicht, ob die bei der IMS investierten Mittel von Marsalek stammten.

Nach der Flucht des ehemaligen Wirecard-Vorstands hätten die türkischen Firmen ihr Geld von der IMS zurückgefordert und im Spätsommer eine Zivilklage eingereicht sowie Strafanzeige gegen den offiziellen Geschäftsführer erstattet, um an das Geld zu kommen. Die Staatsanwaltschaft habe daraufhin das Vermögen der IMS arrestiert. Das geht aus einem Dokument hervor, das der WiWo nach eigenen Angaben vorliegt. Die Staatsanwaltschaft München äußerte sich bisher nicht zu dem gesamten Themenkomplex.

Die Beteiligungsfirma hatte unter anderem in das Start-up Blinq investiert, dessen geschäftsführender Gesellschafter der Sohn des russischen Generalkonsuls in München ist. Zu den Co-Investoren anderer Firmen, denen IMS Geld gegeben haben soll, wie der Goomo Europe und Acomodeo, einem Buchungsportal für Appartements, gehören Personen beziehungsweise Firmen aus dem Wirecard-Umfeld. Insgesamt soll IMS rund 17,5 Millionen Euro investiert haben. Teilweise hatten die Start-ups zusätzlich auch Kredite von Wirecard erhalten.

Marsalek soll spätestens seit 2015 zusammen mit dem damaligen Wirecard-Firmenchef Markus Braun die Bilanzen des Konzerns durch Scheinbuchungen künstlich aufgebläht haben, um das Unternehmen so attraktiver für Investoren und Kunden zu machen. Er ist seit Juni untergetaucht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm schwere Untreue und gewerbsmäßigen Bandenbetrug vor. Medienberichten zufolge schätzen Ermittler den Ex-Wirecard-Manager Marsalek als einen österreichischen V-Mann ein.

TRT Deutsch