12.01.2022 - Istanbul, Türkei: Der 23-jährige Türke Cem Bölükbaşı verkündet seine Unterschrift beim tschechischen Unternehmen Charouz Racing System. (DHA)
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Vom E-Sportler zum echten Rennfahrer: Cem Bölükbaşı wird in dieser Saison in der Formel 2 antreten. Damit ist der 23-jährige Türke der erste Gamer, der von F1 Esports in die Formel-1-Zusatzserie wechselt. Auf einer Pressekonferenz in Istanbul teilte er am Mittwoch mit, dass er einen Vertrag mit dem tschechischen Unternehmen Charouz Racing System für die Nachwuchsserie der Formel 1 unterzeichnet hat. „Wir sind mehr als erfreut, einen so brillanten Fahrer wie Cem in unserem F2-Team begrüßen zu dürfen“, sagte Charouz-Teambesitzer Antonin Charouz nach der Vertragsunterzeichnung. Bölükbaşı begann auf virtuellen Rennstrecken mit der F1-Esports-Serie, wo er 2017 sein Debüt gab und drei Saisons lang fuhr. Er gewann auch die Formel Renault Esport Series 2020. „Wenn ich nie in F1 Esports gewesen wäre, hätte ich nie die Chance gehabt, in ein echtes Auto zu steigen. Dann wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin“, erklärte Bölükbaşı. Es sei auch sehr wichtig, der erste Gamer zu sein, der diesen Sprung geschafft habe. „Und wenn ich von der Formel 1 Esports in die Formel 2 aufsteigen kann, dann glaube ich, dass es jeder kann“, erklärte der 23-Jährige. Der ambitionierte Rennfahrer will es aber bei der Formel 2 nicht belassen. Bei seiner Pressekonferenz verkündete Bölükbaşı auch das Ziel, eines Tages in der Formel 1 als Fahrer anzutreten. Damit wolle er für ein doppeltes Novum sorgen und als erster Türke Formel-1-Fahrer sein sowie der erste E-Sportler sein, der im realen Sport ganz oben mitmischt. Bölükbaşı auch auf der echten Rennstrecke überzeugend Ein ganz so großes Wunder ist der Wechsel dennoch nicht. Bölükbaşı war neben seiner E-Sportler-Karriere auch auf der realen Rennpiste unterwegs. 2020 wurde er auf der realen Rennstrecke in der GT4 European Series sogar Zweiter. Zudem übte er sich recht früh am Rennsport und fuhr bereits mit fünf Jahren Motocross. Trotzdem verdanke er dem E-Sport viel. „Wenn ich nie bei den F1 Esports gewesen wäre, hätte ich nie die Chance gehabt, in ein richtiges Auto zu steigen“, so Bölükbaşı. Er nahm in den letzten drei Jahren auch an der GT4 European Series teil, zudem trat er im vergangenen Jahr ebenso in Serien wie der F3 Asian und der Euroformula Open an. Dabei schaffte es der Türke, in fast jeder Serie auf das Podium zu steigen. Insbesondere mit seiner Leistung bei den Euroformula Open konnte er nach Expertenmeinungen überzeugen. Nach dem Ende der letzten Saison testete er in Abu Dhabi für Van Amersfoort ein F2-Auto. Bei den jüngsten Formel-2-Testfahrten in den Vereinigten Arabischen Emiraten wurde er als einer der zehn besten Fahrer gewertet. Unterstützung bekommt der türkische Rennfahrer von mehreren großen türkischen Unternehmen und staatlichen Stellen sowie dem türkischen Motorsportverband TOSFED. Die letzten türkischen Fahrer, die auf F2-Niveau antraten, waren Jason Tahincioğlu und Can Artam. Jason ist der Sohn des ehemaligen TOSFED-Präsidenten Mümtaz Tahincioğlu, der 2006 und 2007 ebenfalls in der damaligen GP2 antrat. Grenzen zwischen E-Sports und Sport verwischen zunehmend Die Formula 1 Esports Series wird von der Formel 1 gefördert. 2017 wurde die Serie ins Leben gerufen, um das offizielle Formel-1-Videospiel zu promoten und die Gamer mehr in den realen Formel-1-Sport einzubinden. Bei den F1-Esport-Meisterschaften nehmen auch die offiziellen Formel-1-Teams teil. Mit Bölükbaşıs Wechsel verwischen die Grenzen zwischen den E-Sports und dem traditionellem Sport weiter. Namhafte Vereine aus verschiedenen Sportbranchen haben bereits E-Sports-Teams gegründet. So haben etwa viele Fußball-Bundesligavereine offizielle Teams, die bei Profi-Gamer-Veranstaltungen teilnehmen. Häufig sind diese E-Sports-Teams vollständige Mitglieder der Vereins und werden ebenso wie ihre Kollegen, die auf dem Platz reale Bälle kicken, von Trainern betreut, haben Zugang zu Fitnesseinrichtungen und treten vor jede Menge Fans auf. Dass die Grafik bei den E-Sport-Spielen immer realistischer wird, macht den E-Sport für Spieler und Zuschauer noch attraktiver.

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