Symbolbild. Die Flaggen Türkiyes und Armeniens (AA)
Folgen

Der Verband der armenischen Stiftungen in Türkiye (ERVAP) sieht eine deutliche Annäherung zwischen Ankara und Eriwan. Mit dem Telefongespräch zwischen Präsident Recep Tayyip Erdoğan und Armeniens Premierminister Nikol Paschinjan über die Normalisierung der bilateralen Beziehungen habe der wachsende Optimismus eine neue Stufe erreicht. Dies erklärte der Verband am Montag. Die gesamte armenische Gemeinde in Türkiye verfolge die Entwicklung mit „Hoffnung und Wertschätzung“, hieß es in der Erklärung. Bereits der Beginn des Normalisierungsprozesses zwischen den beiden Ländern habe zuletzt große Erwartungen geweckt. Der direkte telefonische Kontakt zwischen den beiden Staats- und Regierungschefs habe dem Optimismus jedoch eine neue Dimension verliehen.

„Ankaras Schritte könnten nicht nur das Schicksal des Kaukasus verändern“ Die Normalisierung der bilateralen Beziehungen werde den Weg für ein positives Klima ebnen, das dem gesellschaftlichen Leben und den institutionellen Aktivitäten zugute käme. Auch deshalb werde der Prozess von der ERVAP in vollem Umfang unterstützt. „Unsere Gesellschaft, die die Kontinuität der Tradition der Koexistenz zweier alter Völker symbolisiert, unterstützt diesen Normalisierungsprozess leidenschaftlich mit ihrem reichhaltigen Netzwerk von Institutionen“, heißt es vonseiten des Dachverbandes. Die ERVAP sei entschlossen, an diesem „historischen Wendepunkt“ ihre gesamte Erfahrung zu mobilisieren und anzubieten. Verbandsleiter Bedros Şirinoğlu betonte, dass die gesamte armenische Gemeinschaft in der Türkei das Telefongespräch und die Normalisierung begrüßten. Ankaras Schritte könnten möglicherweise nicht nur das Schicksal des Kaukasus verändern, sondern auch „ein Tor zur Neugestaltung des internationalen politischen Gleichgewichts“ öffnen.

Armenischer Patriarch hofft auf einen „Sieg der Diplomatie“ Der Patriarch der armenischen Gemeinschaft in der Türkei, Sahak II. Maşalyan, gab in den sozialen Medien ebenfalls seiner Unterstützung für die Gespräche Ausdruck. Das Telefonat habe die Hoffnung der Menschen auf Frieden in einer Zeit gestärkt, in der die Welt von Kriegen erschüttert sei.

„Ich bete dafür, dass die friedlichen Methoden der Diplomatie den Sieg davontragen und nicht der Tod und die Kriege“, so der armenische Geistliche. Sahak II. hoffe, dass mit dem Gespräch der Staats- und Regierungschefs ein neues Kapitel in den türkisch-armenischen Beziehungen aufgeschlagen werde.

Nicht der erste Annäherungsversuch zwischen den beiden Nachbarstaaten

Die aktuellen Gespräche im Rahmen des Normalisierungsprozesses werden als neuer Versuch einer wechselseitigen Annäherung betrachtet. Im Januar starteten Sondergesandte aus Ankara und Eriwan Gespräche, um die Beziehungen „ohne Vorbedingungen“ wieder aufzubauen. Ziel ist die vollständige Normalisierung des historisch belasteten Verhältnisses. Die beiden Nachbarländer müssen dabei eine Reihe von Streitthemen abarbeiten. Diese umfassen unter anderem die Weigerung Armeniens, die gemeinsame Grenze mit Türkiye anzuerkennen, die völkerrechtswidrige Besetzung von Bergkarabach vonseiten Eriwans oder die Ereignisse von 1915 im Osmanischen Reich.

TRT Deutsch