Für die Region Istanbul ist ein schweres Erdbeben in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten nach Experteneinschätzung sehr wahrscheinlich. Zuletzt habe es dort 1766 ein großes Beben gegeben, seither baue sich zunehmend Spannung auf, sagte Heidrun Kopp vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel der Deutschen Presse-Agentur. Inzwischen gebe es an dieser Stelle der Nordanatolischen Verwerfungszone ein Bewegungsdefizit von bis zu vier Metern. „Das ist vergleichsweise viel.“
„Ein Beben dort mit einer Magnitude von bis zu 7,4 ist überfällig“, sagte auch Marco Bohnhoff vom Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) Potsdam. Würde - wie bei dem Beben im Südosten Türkiyes - die gesamte angesammelte Spannung auf einen Schlag abgebaut, drohten auch in Istanbul schwerste Folgen, erklärte Kopp. Meist komme es bei derartigen Beben zu so einem ruckartigen Komplettabbau.
Hinzu komme bei Istanbul, dass die Megacity quasi direkt an der Verwerfung liege. „Das Stadtzentrum ist nur 25 Kilometer davon entfernt“, sagte die Geomar-Forscherin. Seit 1939 sei zu beobachten, dass Beben entlang der Verwerfungszone von Osten nach Westen immer näher an Istanbul herankämen. Von einem größeren Beben sei zuletzt die nur noch 80 Kilometer entfernte Stadt Izmit im Jahr 1999 betroffen gewesen.
10 Feb. 2023
dpa
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