09.06.2018, Sachsen, Dresden: Die Fahne von Deutschland ist auf der Uniform eines Soldaten aufgenäht, aufgenommen beim Tag der Bundeswehr. (dpa)
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Der Hauptverdächtige mit möglichen „Reichsbürger“-Beziehungen auf einem Bundeswehrstandort in Ulm ist gestorben. Dies berichtet das Nachrichtenportal „SWR Aktuell“ unter Berufung auf Sicherheitskreise. Der Mann verletzte sich demnach am Mittwochvormittag „in der Nähe seines Wohnorts in Bayern mit einer Schusswaffe“. Daraufhin sei er vor einem Krankenhaus gestorben.

Noch am Dienstag hatte das Verteidigungsministerium im Hinblick auf die „Reichsbürger“ bei der Bundeswehr mitgeteilt, dass alle Verdächtigen in der Regionalstelle Ulm in der Abteilung für Qualitätsmanagement tätig seien, darunter auch der Leiter. Im Zuge der Ermittlungen des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) war den Verdächtigen verboten worden, weiterhin die Büros der Bundeswehr zu betreten.

Laut der „Südwest Presse“ soll es sich um einen Beamten im Rang eines technischen Regierungsdirektors handeln. Nach dem Medienbericht soll die Person auch Sportschütze gewesen sein und über ein eigenes „Waffenarsenal“ verfügt haben.

Besonders pikant ist laut „Spiegel“-Informationen, dass der „Dienststellenleiter vormals beim Bundesnachrichtendienst (BND) beschäftigt“ war. Er soll dort „bis heute viele Kontakte“ gehabt haben.

Auch der Umstand, dass eine Abteilung der Bundeswehr Untermieter beim Verteidigungsunternehmen Hensoldt ist, wirft Fragen auf. Der Rüstungskonzern entwickelt unter anderem Radar-Technologie und beschäftigt rund 2000 Mitarbeiter. Laut der „Schwäbischen Zeitung“ waren 18 Bundeswehr-Mitarbeiter in der Außenstelle tätig.

„Dass hinter den Türen des Beschaffungsamtes in Ulm offenbar Reichsbürger tätig waren, die den deutschen Staat und dessen freiheitlich-demokratische Grundordnung ablehnen und sogar noch von diesem bezahlt werden, das habe auch ihn überrascht“, zitierte die „Schwäbische Zeitung“ Hensoldt-Sprecher Joachim Schranzhofer.

Sogenannte Reichsbürger und Selbstverwalter sind Gruppierungen oder auch Einzelpersonen, die den deutschen Staat, sein Rechtssystem, Regierungen, Parlamente und die Polizei nicht anerkennen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums laufen die Ermittlungen bereits seit Ende 2019.

In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder rechtsextremistische Vorfälle bei der Bundeswehr gegeben. Der MAD hatte im Mai in seinem ersten Jahresbericht eine Zunahme von rechtsextremistischen Verdachtsfällen, aber keine Netzwerke bei der Bundeswehr festgestellt. Der MAD enttarnte 14 Extremisten, darunter 8 Rechtsextremisten, 4 sogenannte Islamisten und 2 sogenannte Reichsbürger/Selbstverwalter. Im Jahr zuvor waren insgesamt 7 Extremisten enttarnt worden.

TRT Deutsch