19.10.2022, Bayern, Baiern: Das Ortsschild von Piusheim. Das ehemalige geschlossene Heim in der Gemeinde Baiern im Landkreis Ebersberg beherbergt jetzt eine freie Privatschule. Es waren schockierende Vorwürfe, die 2020 laut wurden: Hat es in dem früheren katholischen Piusheim bei München schweren sexuellen Missbrauch gegeben? Sexpartys, Gewalt und Zwangsprostitution? Diese Fragen werden womöglich nie geklärt werden, denn die Staatsanwaltschaft München II hat die Ermittlungen im „Komplex Piusheim“ nun eingestellt. (dpa)
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Mehr als zwei Jahre nach Bekanntwerden schwerer Missbrauchsvorwürfe in dem früheren katholischen Piusheim bei München hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt. Der „Komplex Piusheim“ sei abgeschlossen, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München II auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. „Nach Durchführung der Ermittlungen, insbesondere nach Vernehmung zahlreicher Zeugen sowie nach Auswertung der seitens des Erzbistums München und Freising übergebenen Unterlagen, hat sich kein Anfangsverdacht gegen eine konkrete Person ergeben.“ Die Ermittlungen, die sich gegen unbekannt richteten, seien darum bereits Ende August dieses Jahres eingestellt worden. Der Sprecher der Betroffeneninitiative „Eckiger Tisch“, Matthias Katsch, forderte eine Untersuchungskommission im bayerischen Landtag, „um die Akten zu sichern, Zeugen zu befragen und die Vorgänge in diesem und gegebenenfalls weiteren Heimen aufzuklären, die in diesem Zusammenhang immer wieder genannt werden“, sagte er der dpa. Ein Prozess am Landgericht München II hatte die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Frühjahr 2020 ausgelöst. Ein Großvater, der selbst wegen jahrelangen und massenhaften schweren Missbrauchs an seinen Enkeln und deren Freunden zu zehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden war, hatte vor Gericht ausgesagt, als Jugendlicher in dem Erziehungsheim der katholischen Kirche schwer missbraucht worden zu sein. Er sprach von Sexpartys und Prostitution und davon, dass ein Mitschüler sich in dem Heim das Leben nahm. Nach Bekanntwerden der Ermittlungen hatten sich mehrere frühere Bewohner des Piusheims bei der Staatsanwaltschaft, dem Erzbistum München und Freising und dem „Eckigen Tisch“ gemeldet. Katsch sprach damals von einer „höllischen Einrichtung“.

dpa