Symbolbild: Zwei Stethoskope liegen in einer Hausarztpraxis in einem Behandlungszimmer auf einer Liege. (dpa)
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Ernährungsmediziner sehen kein Problem darin, während der andauernden Corona-Epidemie ramadanbedingt zu fasten. „Die Fastenzeiträume im Ramadan sind für Gesunde vollkommen unbedenklich“, sagte der Leiter des Kompetenzzentrum Humanitäre Hilfe der Fachhochschule Münster, Joachim Gardemann. Fasten schwäche das Immunsystem bei gesunden und regelrecht ernährten Menschen nicht.

Für rund 1,6 Milliarden Muslime weltweit hat vergangene Woche der Fastenmonat Ramadan begonnen. Zwischen Sonnenauf- und -untergang verzichten sie unter anderem auf Essen und Trinken. Vor dem Hintergrund der Coronavirus-Pandemie forderten vereinzelte kritische Stimmen die religiöse Praxis abzusagen.

„Gesunde Menschen sollten in der Lage sein, diesen Ramadan, wie in den Vorjahren zu fasten“, schrieb auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrer Info-Broschüre „Safe Ramadan practices in the context of the Covid-19“ (deutsch: „Sichere Ramadan-Praktiken im Rahmen von Covid-19“).

Ob Fasten einen anfälliger für Coronaviren macht, fragen sich nach Einschätzung der zweiten Vorsitzenden der Ärztegesellschaft Heilfasten (ÄGHE), Martha Ritzmann-Widderich, aktuell nicht nur gläubige Muslime. „Wir diskutieren das gerade alles sehr intensiv mit unseren Vorstandskollegen“, sagte die Ernährungsmedizinerin.

Ramadan ähnelt Intervall-Fasten

Das Ramadan-Fasten entspreche am ehesten dem Intervall-Fasten, bei dem man eine bestimmte Anzahl von Stunden nichts isst. Egal ob beim Ramadan- oder bei anderen Fasten-Formen: Aufpassen müssten Ältere, sowie Menschen, die durch eine Krankheit geschwächt sind oder ein schwaches Immunsystem haben, sagte die medizinische Fastenbegleiterin aus Rottweil (Baden-Württemberg).
Außerdem sollten Medikamentierte laut Ritzmann-Widderich im Moment nicht ihren Essrhythmus verändern. „Unsere Erfahrung aus vielen Jahrzehnten ist, dass Fasten gut ist. Aber bei bestimmten Medikamenten sind wir gerade vorsichtig, weil wir nicht abschätzen können, wie sie im Zusammenhang mit diesem neuen Virus reagieren.“
Kranke, Schwangere, Stillende, Reisende, Menstruierende und Kinder sind grundsätzlich von der Fastenpflicht im Ramadan entbunden. Die Ärztin ist daher zuversichtlich. „Ich denke, die meisten wissen das schon und verhalten sich da schon richtig.“

dpa