Diese bisher unveröffentlichte Gerichtszeichnung vom 10.08.23 zeigt die Krankenschwester (M) Lucy Letby, die der Urteilsverlesung im Manchester Crown Court zuhört. / Photo: DPA (dpa)
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Die wegen des Mordes von sieben Babys verurteilte britische Ex-Krankenschwester Lucy Letby könnte einem Bericht zufolge versucht haben, noch deutlich mehr Kleinkindern zu schaden. Ermittler hätten bisher etwa 30 weitere „verdächtige Vorfälle“ mit Babys während Letbys Zeit am Krankenhaus in Chester ausgemacht, schrieb die Zeitung „Guardian“ am Montag. Alle Kinder hätten überlebt. Insgesamt prüfen die Behörden die Betreuung von 4000 Neugeborenen.

Die 33-Jährige war am Freitag auch wegen Mordversuchs an sechs Kindern verurteilt worden. Es handelt sich um die schwerste Kindermordserie in Großbritannien in der jüngeren Geschichte. Das Strafmaß sollte noch am Montag verkündet werden. Letby könnte zur Höchststrafe verurteilt werden: Verhängt der Richter eine „whole life order“, müsste sie bis zu ihrem Tod hinter Gittern bleiben.

Politiker und Angehörige fordern Vorführung notfalls mit Gewalt

Nachdem die Verurteilte signalisiert hatte, dem Richterspruch fernzubleiben, forderten Politiker und Angehörige, Letby notfalls mit Gewalt vorzuführen. Das Gericht hat keine Handhabe, sie zur Anwesenheit zu verpflichten. Die Regierung arbeitet derzeit an einem Gesetzesentwurf, um sicherzustellen, dass Straftäter ihrer Verurteilung nicht mehr fernbleiben dürfen.

Letbys Motive sind trotz eines monatelangen Prozesses unklar. Sie wies die Vorwürfe bis zuletzt strikt zurück. Mittlerweile wurden Forderungen laut, wegen Beihilfe zum Totschlag gegen das damalige Management der Klinik im westenglischen Chester zu ermitteln. Immer wieder hatten Vorgesetzte oder Kollegen Verdacht geäußert. Doch sie wurden zurückgepfiffen und teils gezwungen, sich bei der Krankenschwester zu entschuldigen.

TRT Deutsch und Agenturen