Bund und Länder bündeln ihre Kräfte für die bessere Abwehr von Drohnen: Mit Ministerkollegen aus den Ländern eröffnete Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) am Mittwoch das Gemeinsame Drohnenabwehrzentrum in Berlin. Das Zentrum soll nach Angaben seines Ministeriums rund um die Uhr in Betrieb sein; es sei darauf ausgelegt, „kurzfristig und koordiniert auf Gefährdungen der Sicherheitslage zu reagieren“.
Das neue Zentrum sei ein „starker Pfeiler unserer Sicherheitsarchitektur“, erklärte Dobrindt bei der Eröffnung. „Behörden arbeiten hier Hand in Hand, Kompetenzen werden gebündelt, Lagebilder verzahnt. So erhöhen wir Tempo und Treffsicherheit im Kampf gegen hybride Bedrohungen, Sabotage und gezielte Provokationen.“
In den vergangenen Monaten hatte es in Deutschland sowie in anderen europäischen Staaten immer wieder Vorfälle mit unidentifizierten Drohnen etwa über Flughäfen, Militäreinrichtungen sowie sensiblen Industriebetrieben gegeben. Die Sicherheitsbehörden vermuten in vielen Fällen Russland hinter den Überflügen. Russland weist die Anschuldigungen zurück.
Die Spannungen zwischen den EU- und Nato-Mitgliedstaaten und Russland sind seit dem Ukraine-Krieg vor fast vier Jahren extrem hoch. Die Rede ist inzwischen vielfach von einer hybriden Kriegsführung Russlands mit dem Ziel einer Destabilisierung. Kritiker sehen die Bedenken des Westens hingegen als unbegründet und befürchten, durch die Aufrüstung ein gefährliches Signal an Russland zu senden.
Das nun eingeweihte gemeinsame Abwehrzentrum bündelt nach Angaben des Bundesinnenministeriums die fachliche Expertise von Bund und Ländern und schafft einen festen Rahmen für kontinuierlichen Austausch, gemeinsame Lagebewertung und abgestimmtes Handeln in der Drohnenabwehr. Die Entscheidungskompetenzen der Landesbehörden bleiben dabei unberührt.
„Drohnen sind längst nicht mehr nur ein technisches Spielzeug – sie sind zu einem ernstzunehmenden Sicherheitsrisiko geworden“, erklärte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei der Eröffnung. „Die Bedrohung durch Drohnen ist real, wächst und macht an unseren Grenzen nicht halt.“ Die Eröffnung des Drohnenabwehrzentrums stelle einen „gewichtigen Meilenstein“ dar.
Hamburgs Innensenator Andy Grohe (SPD) erklärte, die Zusammenarbeit werde die Sicherheit erhöhen: „Gerade bei der Detektion und Abwehr von Drohnen müssen wir von Anfang an alle Fähigkeiten und Erkenntnisse in einem integrierten System zusammenführen.“
Grenzen verschwimmen
„Da die Grenzen zwischen innerer und äußerer Sicherheit immer stärker verschwimmen, werden mit dem neuen Drohnenabwehrzentrum die zivilen und militärischen Fähigkeiten von Bund und Ländern gebündelt“, sagt Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU).
Die deutschen Hersteller von Systemen zur Erkennung und Abwehr von unbemannten Flugkörpern haben nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) zuletzt eine spürbar höhere Nachfrage verzeichnet.
Anfang des Monats hatte Dobrindt eine neue Einheit der Bundespolizei für die Drohnenabwehr in Dienst gestellt. Sie wird an Flughäfen, in der Hauptstadt und bundesweit in der Nähe sicherheitsrelevanter Objekte stationiert, um möglichst rasch am Einsatzort sein zu können. Laut Bundesinnenministerium soll die neue Einheit, die der Bundespolizeidirektion 11 unterstellt ist, rasch auf 130 Spezialkräfte anwachsen. Sie soll unter anderem KI-gestützte Störsysteme und automatische Abfangdrohnen einsetzen.












