Peter Handke  (Reuters)
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Der österreichische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Peter Handke ist mit einem hohen serbischen Orden ausgezeichnet worden. Bei der Verleihungszeremonie am Samstag in Belgrad war er allerdings nicht selbst anwesend. Serbiens Präsident Aleksandar Vucic ehrte aus Anlass des serbischen Staatsfeiertags mehrere Personen. Den Karadjordjevo-Orden mit Stern erster Klasse erhielt Handke für seinen außerordentlichen Einsatz für Serbien und die Serben, hieß es in der Begründung, die bei der Feierlichkeit verlesen wurde.

Umstrittenes Treffen mit serbischem Kriegsverbrecher Karadžić

Handke hatte im Vorjahr den Nobelpreis für sein literarisches Schaffen erhalten. Die Entscheidung des Nobelkomitees für ihn galt als umstritten. Der Schriftsteller hatte sich im Jugoslawien-Krieg stark mit Serbien solidarisiert und die von Serben begangenen Kriegsverbrechen bagatellisiert oder geleugnet.

So hatte sich der österreichische Autor kurz nach dem Massaker in Srebrenica im Juli 1995 zu einem freundschaftlichen Beisammensein mit dem serbischen General Radovan Karadžić, einem der beiden Haupttäter des Genozids, getroffen, berichtete die „Frankfurter Allgemeine“ letztes Jahr nach Bekanntwerden des Nobelpreises. Demnach habe sich Handke mit Karadžić im Dezember 1996 getroffen - also als zwar noch längst nicht alle Opfer aus den Massengräbern geborgen waren, aber alle Welt von der bosnischen Tragödie wusste.

Karadžić hatte im Krieg den Überfall auf die vermeintliche „UN-Schutzzone“ in Srebrenica befohlen und damit ein Massaker ausgelöst. Er war bereits zum Zeitpunkt des Treffens mit Handke wegen Völkermords, Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie anderer Untaten vom Kriegsverbrechertribunal angeklagt worden. Im März 2019 wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt.

Die Zuerkennung des Literaturnobelpreises an Handke hatte scharfe Proteste ausgelöst. Vor allem Opferverbände in Bosnien-Herzegowina sahen sich vor den Kopf gestoßen. In dem von Serbien angezettelten Bosnien-Krieg, in dem muslimische Bosnier, Kroaten und Serben gegeneinander kämpften, starben fast 100.000 Menschen, unter ihnen 40.000 Zivilisten. 80 Prozent der zivilen Opfer waren muslimische Bosnier. Allein in Srebrenica wurden in wenigen Tagen über 8.000 Bosniaken ermordet. Noch heute werden aus den Massengräbern Leichen geborgen.

Schweden, 2019: Demonstration gegen die Vergabe des Literatur-Nobelpreises an Peter Handke, der den Genozid an den Bosniaken leugnet.  (AA)
TRT Deutsch und Agenturen