Demonstranten in der griechischen Stadt Thessaloniki rufen Parolen. / Photo: DPA (dpa)
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Die Proteste in Griechenland nehmen nach dem schweren Zugunglück mit mindestens 57 Toten immer größere Dimensionen an. Den zweiten Tag in Folge traten die Eisenbahner am Freitag landesweit in einen 24-stündigen Streik, wie ihre Gewerkschaft mitteilte. Am Freitag sollen nach Angaben der Feuerwehr die Bergungsarbeiten am Unglücksort in Mittelgriechenland beendet werden. Gerichtsmediziner versuchten, Leichen mit Hilfe von DNA-Tests zu identifizieren, hieß es seitens der Polizei.

Am Donnerstagabend gingen einige tausend Menschen in Athen und Thessaloniki auf die Straßen gegangen und protestierten gegen den maroden Zustand der griechischen Bahnen, der ihrer Ansicht nach zum Unglück führte. Autonome schleuderten Brandflaschen auf die Polizei. Die Lage beruhigte sich in der Nacht zum Freitag.

Die Proteste nehmen auch politische Dimensionen an. Konservative und linke Politiker werfen sich in hitzigen Talk-Shows gegenseitig vor, dass ein System außer Betrieb ist, welches einen Zug stoppt, wenn Gefahr droht, und das somit auch vor menschlichem Versagen schützen soll. Die beiden großen Parteien Griechenlands - die Konservative Nea Dimokratia und die linke Syriza - hatten das Land in den vergangenen zehn Jahren abwechselnd regiert. Nichts in Sachen Eisenbahnsicherheit sei in die Tat umgesetzt worden, moniert die Eisenbahngewerkschaft.

Zum Unglück kam es in der Nacht zum Mittwoch. Ein Personenzug mit rund 350 Menschen an Bord war wegen einer falschen Weichenstellung auf ein Gleis geraten, auf dem ein Güterzug entgegenkam. Der verantwortliche Bahnangestellte ist bereits wegen fahrlässiger Tötung angeklagt worden. Sein Verteidiger erklärte, sein Mandant habe den Teil der Verantwortung übernommen, die ihm zustehe.

dpa