Archivbild: Mesut Özil auf einer Pressekonferenz / Photo: AA (AA)
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Während seiner aktiven Karriere in der deutschen Nationalmannschaft wurde Mesut Özil mehrere Jahre hintereinander zum Nationalspieler des Jahres gewählt und galt als Symbol einer erfolgreichen Integration. Allerdings geriet er 2018 in die Kritik, als er ein Foto mit dem türkischen Präsidenten Erdoğan postete. Auch der DFB machte in der Sache keine gute Figur.

Die deutschen Mainstream-Medien erklärten Özil daraufhin zum Freiwild und stellten ihn in einer unwürdigen Art und Weise bloß.

Hätte Özil ein Bild mit Putschisten oder Diktatoren gepostet, wäre er wahrscheinlich immer noch von den Medien als Vorzeigebeispiel für erfolgreiche Integration gefeiert worden.

Das Foto mit einem demokratisch gewählten Präsidenten, der Millionen von Menschen das Leben gerettet hat, während im Mittelmeer vor den Augen der EU zahlreiche Menschen ertrinken, passt momentan nicht in den Zeitgeist und steht im Widerspruch zu den Interessen der US-deutschen Medien.

Rechtsextreme Lieder en vogue

Während der Fußball-WM 2018 in Russland haben deutsche Fußballer, wie Lothar Matthäus, sich nicht nur mit Putin ablichten lassen, sondern ihn auch in besonderer Weise gelobt. Der Umgang der deutschen Medien mit dieser Situation blieb jedoch erwartungsgemäß ruhig. Im Jahr 2020 wurde der deutsche Nationaltorhüter Manuel Neuer kritisiert, als er im Urlaub ein Lied einer rechtsextremen kroatischen Band sang. Der DFB reagierte mit Zurückhaltung, und auch die deutschen Medien behandelten den Vorfall zwar kritisch, aber mit besonderer Vorsicht. Im Gegensatz zu Özil musste Neuer keine Hetzjagd über sich ergehen lassen.

Nun hat eine Bildaufnahme von Özil erneut für Kontroversen gesorgt. Er hat sich mit einem Bozkurt-Tattoo ablichten lassen, woraufhin eine neue, von den Medien gesteuerte Kampagne gegen ihn eröffnet wurde. Die Frage stellt sich, ob Özil, der als musterintegriert gilt, ähnlich wie Neuer dem Rechtsextremismus zugewandt ist. Oder liegt hier eine sensationsgetriebene Sichtweise der deutschen Medien vor, die jede Gelegenheit nutzt, um Özil zu diskreditieren oder zu dämonisieren?

Die primäre Aufgabe des objektiven Journalismus sollte eigentlich darin bestehen, zu recherchieren und die Leser bzw. Zuschauer wahrheitsgemäß zu informieren. Allerdings haben neutrale Beobachter mittlerweile erkannt, dass bei dem oben genannten Thema jegliche Objektivität bei den Medienschaffenden fehlt. Stattdessen wird eine koordinierte Aktion von propagandistischer Natur entfacht – ohne Rücksicht auf gesellschaftliche Verluste.

Was bedeutet der Wolf?

Das Bozkurt-Zeichen wird als Nationalsymbol des Türkentums betrachtet und seit prähistorischen Zeiten von den Türken verehrt - Ähnlich wie der Adler für die Deutschen steht, der auch im Dritten Reich als Reichsadler Verwendung fand. Allerdings wird der Adler heute nicht mit Nationalismus gleichgesetzt.

Es erscheint unlogisch, das Wolf-Zeichen bei den Türken mit Nationalismus und Rassismus in Verbindung zu bringen. Unter dieser Logik müsste man Mesut Özil als Nationalspieler mit dem Bundesadler auf der Brust ebenfalls als deutschen Nationalisten bezeichnen. Eine solche Sichtweise ist nicht nur absurd, sondern auch äußerst gefährlich.

Wir sollten besonnen bleiben und die Dinge im richtigen Kontext sehen. Die Deutschen dürfen ihren Adler und die Türken ihren Wolf verehren. Tradition ist von Bedeutung und sollte nicht umgedeutet oder medienwirksam missbraucht werden. Nationalismus kann schädlich für die Gesellschaft sein, während Patriotismus das wichtige gesellschaftliche Gemeinschaftsgefühl fördert.


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