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Das Jahr 2020 war nicht nur aus gesundheitlicher und sozialer Sicht ein Krisenjahr für die Welt. Auch vom wirtschaftlichen und finanziellen Blickwinkel her gestaltete sich das letzte Jahr für fast alle Staaten der Erde negativ. Nur zwei Länder wiesen eine wirtschaftlich positive Bilanz auf: China und die Türkei. Trotz des ständig wiederkehrenden Geredes von einer vermeintlich kriselnden, ja sogar scheinbar bankrotten Wirtschaft wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Türkei im Corona-Jahr 2020 um 1,8 Prozent. Als Mitglied der 20 größten Industrie- und Schwellenländer (G20) demonstriert die oftmals schon für tot erklärte türkische Wirtschaft der Welt wieder einmal ihre Krisenresistenz. So erhöhte der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Wachstumsprognose für die Türkei für das laufende Jahr (2021) von 4,5 auf 5 Prozent. Für das kommende Jahr (2022) sehen die Wirtschaftsexperten des IWF ein Wachstum von 4,5 Prozent voraus. Auch die Ratingagenturen JP Morgan und Moody’s korrigierten die Wachstumsprognosen nach oben. Die Fachleute lobten in erster Linie die schnellen Reaktionen der Türkei auf die Corona-Pandemie. Die Steuerstundung und Maßnahmen für konjunkturelle Anreize wie Beschäftigungsprogramme sollen laut Finanzexperten weitere Punkte sein, die dieses Jahr für eine kräftige Entwicklung der türkischen Ökonomie sorgen werden. Außerdem hat die Regierung Einzelhändlern und Betreibern kleinerer Betriebe mit finanziellen Hilfen unter die Arme gegriffen. Die größeren Unternehmen haben dagegen weniger durch die Corona-Pandemie verursachte Schwierigkeiten. Viele haben problemlos auf Homeoffice umgestellt und betreiben ihr Geschäft vornehmlich digital weiter. Auch sind die Anzeichen für Investitionen im Land und die Industrieproduktion ungebremst deutlich. Die Türkei bietet aufgrund ihres vergleichsweise jungen und dynamischen Arbeitskräftepotentials sowie ihrer strategischen Lage attraktive Möglichkeiten für ausländische Investoren. Das gibt Zuversicht. Zudem fiel die Arbeitslosigkeit im Januar 2021 im Vergleich zum entsprechenden Zeitpunkt des Jahres 2020 sogar um 0,6 Prozent auf zuletzt 12,2 Prozent (3,8 Mio.). Auch mit der Beschaffung der Vakzine und dem Impfen der Bevölkerung ist die Türkei vielen Ländern voraus. In dieser schwierigen Phase der Weltwirtschaft kann sich die Arbeit der türkischen Regierung im Gegensatz zu anderen Staaten durchaus sehen lassen.

Europas Wirtschaft leidet besonders stark an der Pandemie

Selbst die vergleichsweise sehr robuste Wirtschaft Deutschlands, die auf eine zehnjährige Wachstumsphase zurückblickt, musste 2020 erstmals seit der Wirtschafts- und Finanzkrise von 2008/2009 einen herben Verlust hinnehmen. Das preisbereinigte BIP brach um 5,0 Prozent ein. Dazu wurde ein Staatsdefizit von 4,8 Prozent des BIP ausgewiesen. Andere führende Euro-Staaten wie Frankreich, Italien und Spanien dürften laut Prognosen mit noch kräftigeren BIP-Rückgängen zu rechnen haben. Für die gesamte EU wird für 2020 ein BIP-Rückgang von über 7 Prozent erwartet.

Die Türkei liegt derzeit in der Produktion von Automobilen und Autoteilen auf Platz 15 in der Welt. In der Sparte der Nutzfahrzeuge war die Türkei bereits 2013 der größte Produzent in Europa. Nun ist das Land dabei, eigene Fahrzeuge herzustellen. Dies ist für 2022 geplant. Hinzu kommt, dass besonders ein traditioneller Wachstumsmotor der türkischen Wirtschaft, nämlich die Tourismusindustrie, derzeit coronabedingt nicht den gewünschten Effekt liefert. Vor der Pandemie, im Jahr 2019, gehörte die Türkei mit einer Touristenzahl von 51,8 Mio. Menschen zu den beliebtesten Destinationen weltweit. Die Erlöse aus den Einnahmen des Tourismus schlugen sich mit einem Anteil von über fünf Prozent im BIP nieder. Noch im Jahre 1999, als nur 7,5 Mio. Gäste die Türkei besuchten, machte der Tourismus lediglich zwei Prozent des BIP aus. Mit der Regierungsübernahme der AK Partei unter Recep Tayyip Erdogan und den spürbaren Investitionen in Infrastruktur, Kultur und Tourismus, besonders auch in den Gesundheitstourismus, der der Türkei allein im Jahr 2018 700.000 ausländische Patienten für eine medizinische Behandlung und somit über 1,5 Mrd. US-Dollar an Devisen einbrachte, stiegen die Besucherzahlen überdurchschnittlich an. Im Jahr 2005 wurde bereits die 20-Millionen-Marke geknackt. Nur drei Jahre später, im Jahr 2008 kamen schon über 30 Mio. Gäste ins Land. 2014 reisten bald über 40 Mio. Menschen in die Türkei. Die Einnahmen aus dem Tourismus lagen allein für 2014 bei über 4,3 Prozent des BIP. Im letzten Jahr der Erhebung nahmen die Umsätze aus dem Tourismus mit 37,8 Mrd. Euro einen Anteil von 5,6 Prozent des BIP ein.

Das Ziel für 2023 lautet: Unter die Top Ten der führenden Wirtschaftsnationen

2023 feiert die Türkei ihr 100-jähriges Bestehen. Bei verschiedenen Anlässen lassen türkische Regierungsvertreter das Ziel verlauten, dass man es zum 100. Geburtstag der Republik unter die Top Ten der größten Wirtschaftsnationen schaffen möchte. So weist der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan immer wieder auf dieses Bestreben hin. Entsprechend des Bruttoinlandsprodukts (BIP) lag die Türkei 2019 auf Rang 19 der größten Wirtschaftsmächte. Mit 761 Mrd. US-Dollar rangierte das Land am Bosporus hinter Saudi-Arabien, den Niederlanden und Indonesien. Hinter der Türkei formierten sich u.a. europäische Länder wie die Schweiz, Polen, Schweden, Belgien oder Österreich. Berechnet nach der Kaufkraftparität (KKP) lag die Türkei sogar knapp hinter den Top Ten der größten Wirtschaftsnationen. Mit 2,47 Bio. US-Dollar lag der Mittelmeeranrainer auf Platz 13. Vor der Türkei lagen Staaten wie Mexiko, Italien, Brasilien, Frankreich und Großbritannien. Gemessen an der Kaufkraft des BIP reihten sich hinter der Türkei wichtige Industriemächte wie Südkorea, Spanien, Kanada, Saudi-Arabien, Australien und mehrere europäische Staaten ein. Die Daten basieren auf Werte des Global Office des Internationalen Vergleichsprogramms (ICP) der Weltbank. Listet man die Staaten, die zur Europäischen Union (EU) zählen, nicht einzeln auf, sondern als Ganzes, so kommt die Türkei beim BIP pro Kopf nach dem Kaufkraftstandard (KKS) sogar auf den neunten Platz, noch vor wichtigen Wirtschaftsmächten wie Russland, China, Indonesien und Indien.

Perfide Desinformationskampagnen und psychologische Kriegsführung

Ginge es nach den Schlagzeilen und Desinformationsberichten, wäre die türkische Wirtschaft schon lange untergegangen. Mit derlei Schreckensmeldungen und Horrorszenarien wird seit Jahren eine antitürkische Stimmung erzeugt. Hier wird eine perfide Agenda betrieben, da Wirtschaft auch viel mit Psychologie sowie Motivation und Demotivation zu tun hat. Die türkische Ökonomie ist zum Glück so autark, gefestigt und robust, dass sie auch diese Kampagnenphase überstehen wird. Und nicht vergessen: Totgesagte leben länger.

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