Türkei-Afrika Mediengipfel (AA)
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Der in der Türkei abgehaltene Afrika-Mediengipfel verdient es, in Zeiten einer bewegten Agenda mehr Beachtung zu finden. Deshalb soll hier auf die Details und das Wesen der Thematik eingegangen werden.

Die Einschätzungen von Experten, die das 21. Jahrhundert als Zeitalter der Kommunikation und der Medien für die Willensbildung sahen, waren keine Prophezeiungen. Das derzeitige Stadium, das die Menschheit in puncto Massenmedien erreicht hat, war noch vor 50 Jahren nicht vorstellbar. Betrachtet man jedoch die jeweiligen Entwicklungsgeschwindigkeiten der Kommunikationsmittel, so lässt sich festhalten, dass die Einschätzung eines weiterhin rasanten Wandels ein Faktum darstellt. Denn selbst Prognosen über die weitere Entwicklung, insbesondere die These des kanadischen Kommunikationswissenschaftlers Marshall McLuhan, wonach die Welt sich in ein globales Dorf verwandelt habe, in dem alle Geheimnisse gelüftet wurden, sind dabei als überholt einzuordnen. In diesem Sinne befindet sich nahezu alles auf der Welt im Umbruch, insbesondere in den Bereichen Digitalisierung, Internet und Soziale Medien.

Die These eines globalen Dorfes ist noch einer Ära der Dominanz einer fernsehzentrierten Medienordnung geschuldet. Inzwischen gibt es einen großen globalen Machtkampf zwischen Staaten um Inhalte, angefangen vom kulturellen Transfer, dem Austausch von Informationen, bis hin zur Etablierung einer Unterhaltungsindustrie mit einem Fokus darauf, wer letztlich Vorreiter bei den digitalen Technologien sein wird. In diesem Zusammenhang definiert das Moment einer auf Vertrauen und Aufrichtigkeit bauenden Einflussnahme als natürlicher Bestandteil der Kommunikation die Dynamik des Prozesses. Dabei zeigt sich, dass diejenigen einen Schritt voraus sein werden, die sich nicht auf die Möglichkeiten der Maschinen beschränken, sondern auch diese mit Werten versehen. Sich aus einem solchen Wettbewerb herauszuhalten, wäre nicht nur ein Luxus, sondern könnte auch zu kritischen Resultaten führen, wie etwa aus selbigen verdrängt zu werden.

Eine bewusst handelnde Türkei

Mit der Einrichtung der Direktion für Kommunikation im Jahr 2018 unter der Ägide von Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat die Türkei gezeigt, dass sie die Dynamik dieses neuen Prozesses nicht nur verstanden hat, sondern auch gewillt ist, diesen zu steuern. Die seit 2018 unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Fahrettin Altun durchgeführten Aktionen beweisen dies und zeigen, dass man sich bewusst ist, dass diese Dynamik im Zeitalter der Digitalisierung global entscheidend ist. Deshalb hat die Türkei ihren Aktionsradius so weit wie möglich erweitert – über die Außenpolitik, die Handelsbeziehungen, den Tourismus, die Entwicklungen in der Verteidigungsindustrie, die globale humanitäre Hilfe und über die geleistete Entwicklungshilfe hinaus. So gesehen hat in den letzten Jahren die Kommunikationsstrategie einen zentralen Platz in den Beziehungen der Türkei zu verschiedenen Ländern, Regionen und Gesellschaften eingenommen. Die Medienforen des Türkischen Rats, die im Rahmen der Organisation Türkischer Staaten abgehalten wurden, und der Türkei-Afrika-Mediengipfel sind konkrete Resultate.

Intensive Interaktion

Am Afrika-Mediengipfel, der am 25. und 26. Mai stattfand, nahmen afrikanische Medienorganisationen, staatliche Institutionen, Nichtregierungsorganisationen, Denkfabriken sowie Vertreter der Medien und der Privatwirtschaft aus der Türkei teil. Das Interesse an der Veranstaltung, die in der Türkei auf den für den 25. Mai ausgerufenen Afrika-Tag fiel, war enorm. Die Teilnahme von 80 Medienvertretern aus 45 afrikanischen Ländern sowie in der Türkei tätigen afrikanischen Diplomaten, Akademikern und Experten verdeutlicht dies. Während des Gipfels, auf dem zwei Tage lang interessante, intensive und produktive Sitzungen abgehalten wurden, wurden auch wichtige Schritte in Bezug auf die Stärkung der Zusammenarbeit und Koordination zwischen türkischen und afrikanischen Medienmitgliedern, den Erfahrungsaustausch und die Entwicklung einer partnerschaftlichen Perspektive unternommen. So können die Nachrichtenpolitik über die Berichterstattung über die Türkei in den Medien afrikanischer Länder sowie umgekehrt die Schärfung der Sensibilität für viele afrikanische Themen zu den konkreten Ergebnissen des Programms gezählt werden. Es sollte hinzugefügt werden, dass dieses Treffen auch neue Chancen für die Wirtschaft bietet.

Türkeibasierte Perspektive

Der jüngste Gipfel markiert eine wichtige Schwelle für die Anstrengungen um ein türkisches Kommunikationsmodell. Denn das Konzept dieses Modells ist letztlich ein Abbild eines türkeibasierten Grundansatzes, dessen Grundfeste die Türkei unter Führung von Präsident Recep Tayyip Erdoğan bereits in vielen anderen Bereichen umsetzt. Nach den Worten von Kommunikationsdirektor Fahrettin Altun treten deshalb auch in diesem Modell die Prinzipien in den Vordergrund, die die Politik von Präsident Erdoğan leiten. Diese sind eine „am Menschen orientierte Sichtweise“, eine „Win-Win-Politik“, „ die Ablehnung der Ausbeutung von Ressourcen souveräner Staaten“, „die Achtung des Rechts in Gesellschaften“, „das Streben nach Inklusion statt Ausgrenzung“, „ die Sorge, der Wahrheit verpflichtet zu bleiben“, „die Partnerschaft auf Augenhöhe“, „die Ablehnung des Terrorismus egal von wem und warum er begangen wird “, „die Transparenz in den internationalen Beziehungen“ sowie „der Wunsch einer nachhaltigen Zusammenarbeit“.

Der praktizierte Ansatz des türkischen Kommunikationsmodells bezieht seinen Geist aus eben diesen Gründungsprinzipien. Wie Kommunikationsdirektor Altun bei der Eröffnung des Gipfels erklärte, liegt deswegen auch der Schwerpunkt des türkischen Ansatzes auf der Bekämpfung von Desinformation, der Verteidigung der Wahrheit gegen den Terror der Lügen und der Ablehnung von Diskriminierung bzw. Hassreden in allen Medienplattformen. In Zeiten, in denen sich der Journalismus zugunsten der Interessen internationaler Medienunternehmen von ethischen Prinzipien immer weiter entfernt, steht der Weg der Türkei und ihrer Institutionen unter dem Dach der Direktion für Kommunikation, die sich an die formulierten Prinzipien halten, im Einklang mit Erdoğans Vision und setzt sich von anderen Ansätzen im Ausland ab. Globale Marken wie die Nachrichtenagentur Anadolu und der Fernsehsender TRT repräsentieren dies im besten Sinne.

Türkische Kommunikationspolitik

Im Ergebnis zeigen die Einschätzungen im Rahmen des Afrika-Mediengipfels in Istanbul und das Interesse der afrikanischen und internationalen Medien, dass die Türkei begonnen hat, sich mit den von ihr unter dem Dach der Direktion für Kommunikation organisierten Medienveranstaltungen einen entscheidenden Platz zu sichern. Die den Gipfel prägende Interaktion und Empathie zwischen den Teilnehmern sowie das Gefühl des Teilens werden zweifellos in den kommenden Jahren konkrete Resultate hervorbringen. Betrachtet man das Bild entsprechend aus einer ganzheitlichen Perspektive, haben die Aktivitäten der Direktion für Kommunikation in einer weiten geografischen Region, die sich von der türkischen Welt bis nach Europa und von den USA bis nach Afrika erstreckt, bereits jetzt wichtiges Terrain für die türkische Außenpolitik erschlossen. Entsprechend kann von der Realität einer „türkischen Kommunikationspolitik“ gesprochen werden, die sich auf globaler Ebene immer mehr bemerkbar macht. Auch der Afrika-Mediengipfel sollte als eindrucksvolles Zeichen dieses Verständnisses gedeutet werden.

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