Das Gesundheitsmuseum im Sultan-Bayezid-Komplex in Edirne  (AA)
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Edirne gilt als eine der bedeutsamsten Städte mit Blick auf das architektonische und kulturelle Erbe des Osmanischen Reiches. In der Stadt befinden sich beispielsweise die traditionsreiche Alte Moschee aus dem 15. Jahrhundert und die weltberühmte Selimiye-Moschee des Architekten Mimar Sinan.

Von ganz besonderem Interesse ist jedoch der Sultan-Bayezid-Komplex, der in der Zeit zwischen 1484 und 1488 errichtet wurde. Er ist ein Paradebeispiel für eine sogenannte Külliye, wie die sozio-kulturellen Gemeindezentren hießen, die als religiöse Zentren des öffentlichen Lebens um eine Moschee herum errichtet wurden. Namensgeber der Anlage ist Sultan Bayezid II., der von 1447 bis 1512 regierte. Die gesamte Anlage soll nun in die permanente Welterbe-Liste der UNESCO aufgenommen werden.

Psychisch Kranke mit Klängen und Düften therapiert

Ein Teil des Gemeindezentrums ist das bekannte Hospital Dar al-Shifa, das in osmanischer Zeit über vier Jahrhunderte hinweg in Betrieb blieb. Die Einrichtung war dafür bekannt, dass dort psychisch erkrankte Patienten mit Therapien behandelt wurden, die Musik, Düfte oder den Klang von Wasser beinhalteten.

Den Krankenhausbereich des Komplexes, der 1997 in ein Gesundheitsmuseum umgewandelt worden war, hatte die UNESCO bereits 2016 in ihre Liste der Welterbe-Kandidaten aufgenommen. Das Museum zeigt unter anderem mittels dreidimensionaler Filme, wie Patienten damals behandelt wurden. Besucher können diese Therapieansätze dabei selbst sinnlich miterleben, indem ihnen die Wasserklänge und Musikrezitale vorgeführt werden.

Der Direktor des Sultan-Bayezid-Museumskomplexes, Ruhi Pehlivancık, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu (AA), man habe die ruhige Zeit der Corona-Pandemie genutzt, um Bau- und Gestaltungsarbeiten durchzuführen. Dies sei in so umfangreicher Form andernfalls kaum möglich gewesen, da die Anlage üblicherweise von zahlreichen Touristen aus dem In- und Ausland besucht werde.

Europäischer Museumspreis und Exzellenz-Award

Bereits 2004, so betont Pehlivancık, zeichnete der Europäische Rat den Komplex mit dem „Europäischen Museumspreis“ aus. Drei Jahre später folgte der „Preis für die beste Präsentation“ des Clubs „Das Beste in Erbe und Exzellenz“. Seit dieser Zeit habe man den Komplex darauf ausgerichtet, die Voraussetzungen für die Aufnahme in die permanente Liste des UNESCO-Welterbes zu erfüllen.

„Im Rahmen dieses Prozesses haben wir die Landschaftsarbeiten vervollständigt“, schildert Pehlivancık gegenüber AA und ergänzt: „Wir haben an der Restauration, an der Drainage und an der Konstruktion gearbeitet. Wir haben es mit einem 533 Jahre alten Gebäude zu tun. Dieses benötigt permanente Instandhaltung. Innerhalb dieses einen Jahres haben wir auch hier entscheidende Durchbrüche geschafft.“

Pehlivancık unterstrich zudem, dass der Komplex auch dadurch eine Neubelebung erfahren habe, dass er an die Trakya-Universität Edirne angegliedert wurde und das Gesundheitsmuseum, das im Zuge dieses Prozesses ins Leben gerufen worden war, jetzt ein umfassendes Licht auf die osmanische Medizin wirft.

Stunde der Entscheidung naht

„Wir führen gerade die erforderlichen Studien durch, um jene Bereiche innerhalb des Komplexes zu evaluieren, die derzeit am stärksten mit Besuchern in Berührung kommen. Diese sollen neu gestaltet und dann in dieser Form den Besuchern geöffnet werden“, schildert Pehlivancık weiter. Nach einer umfassenden und qualifizierten Auswertung dieser Studien wolle man die erforderlichen Anpassungen vornehmen, um den Prozess erfolgreich abzuschließen.

„Unser Ziel ist es, in die Liste des permanenten UNESCO-Welterbes aufgenommen zu werden“, betont der Direktor. „In diesem Zusammenhang wollen wir den Komplex nicht nur durch Maßnahmen an Architektur und Landschaft aufwerten, sondern auch durch kulturelle Veranstaltungen.“

TRT Deutsch