20. April 2016, Istanbul, Türkiye: Werke des Künstlers Onur Hastürk. (AA)
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Die islamische Miniaturmalerei trat ursprünglich in Form kleiner Gemälde in Erscheinung, die einst Teil eines Manuskripts waren. Insgesamt wird sie häufig in vier regionale Schulen eingeteilt: Arabisch, Persisch, Indisch und Osmanisch-Türkisch. Die ältesten erhaltenen Miniaturmalereien wurden bereits um das Jahr 1000 n. Chr. angefertigt.

Miniaturen als Chroniken ihrer Zeit

Türkische Miniaturen, oft auch als Taswir oder Nakish bezeichnet, waren eine Kunstform im Osmanischen Reich, die mit der persischen und chinesischen Miniaturtradition verbunden war. Das Wort „Miniatur“ bezog sich zunächst auf die Verwendung von Minimalfarben (Mennige), nicht auf ihre Größe.

Die türkische Miniaturmalerei erreichte ihren Höhepunkt im 16. Jahrhundert, als ihre Werke hauptsächlich für Sultane angefertigt wurden. Eine Besonderheit dieser Kunst war die Darstellung politischer und sozialer Ereignisse der jeweiligen Zeit.

Heute setzen viele Künstler die Tradition der islamischen Miniaturmalerei fort, allerdings mit einem neuen Blickwinkel. TRT warf einen Blick auf fünf zeitgenössische türkische Künstler, die diese Kunstform neu gestalten.

Murat Palta

Der 32-jährige türkische Künstler hat eine große Welle des Interesses an seinen Werken ausgelöst, nachdem er begonnen hatte, traditionelle osmanische Kunst und zeitgenössisches westliches Kino in seinen Miniaturgemälden zu vereinen. Indem er dieser klassischen Kunstform eine neue Wendung gab, hat Palta berühmte Filme wie „Star Wars“, „Kill Bill“ und „Der Pate“ miniaturisiert. Zuvor hatte er bereits das Albumcover von Apple Musics „Top of the Line: Türkiye“-Liste gemalt.

Ahmet Faruk Yılmaz

Yılmaz ist dafür bekannt, dass er in seinen Illustrationen das Erbe der Vergangenheit mit modernen Gebäuden verbindet und die traditionelle Miniatur auf moderne Weise neu interpretiert.

Er stammt ursprünglich aus dem Fatih-Viertel in Istanbul und ist Doktorand an der Abteilung für moderne türkische Studien an der Ibn-Haldun-Universität, wo er jetzt als Dozent tätig ist. Islamische Architektur und Urbanismus stehen im Mittelpunkt seiner künstlerischen Arbeit.

„Ich bin in Fatih, dem historischen Zentrum von Istanbul, geboren und aufgewachsen. Seit meiner Kindheit bewundere ich die monumentalen Bauwerke als lebendige Zeugen der osmanischen Kultur und Zivilisation“, sagte er gegenüber der Online-Plattform Bayt Al Fann.

„Darüber hinaus interessierte ich mich sehr für die eher unbedeutenden traditionellen Elemente der Zivilarchitektur. Holzhäuser, Brunnen, Friedhöfe und historische Basare wurden zu einem märchenhaften Kanal, der meine Beziehung zur Geschichte aufbaute.“

In seinen Werken bervorzugt er lebhaftere Töne, da ihn ursprünglichere Farben in Miniaturen schon immer angezogen haben. „Ich versuche auch, mit meinen Farben ein kindliches Gefühl zu erzeugen. Das bringt mir zwar einige Kritik ein, aber ich habe nicht vor, meine lebendigen Farben dafür zu opfern.“

Onur Hastürk

Dieser bildende Künstler ist vor allem für seine Arbeiten bekannt, in denen er den Stil der islamischen Malerei mit zeitgenössischer Kunst verbindet. Während seiner Studienzeit konzentrierte sich Hastürk auf die traditionellen Ausdrucksformen der Vergoldung und Miniaturmalerei und spezialisierte sich auf deren klassische osmanische Ausformung.

Taner Alakuş

Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Anadolu (AA) erzählte Alakuş, dass er sich 1982 an der Mimar Sinan Fine Arts University (MSGSU), wo er auch als Dozent tätig ist, erstmals für traditionelle Kunst zu interessieren begann. „Ich mache seit 35 Jahren Miniaturen. Ich fühle mich immer noch wie ein Student. Da es in der Miniaturkunst Figuren und Freiheit gibt, reizt sie mich noch mehr“, sagte er gegenüber AA. „Man kann alles in eine Miniatur einbauen, oder man kann eine Miniatur an alles anpassen. Ich mache, was ich will“, fügte er hinzu.

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