05.02.2020, Schweiz, Genf: Sylvie Briand, Direktorin für Infektionsgefahrenmanagement der Weltgesundheitsorganisation (WHO), spricht im Rahmen einer Pressekonferenz. Angesichts der ungewöhnlichen Verbreitung von Affenpocken dringt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwar auf verschiedene Maßnahmen, sieht aber keinen Grund für eine Alarmstimmung. (dpa)
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Die Affenpocken sind aus Sicht einer WHO-Expertin kein Grund zur Beunruhigung. „Das ist keine Krankheit, die die Öffentlichkeit besorgt machen sollte. Es handelt sich nicht um Covid“, sagte Sylvie Briand, Expertin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Freitag in Genf bei einem Briefing für WHO-Mitgliedsländer. Maßnahmen seien angezeigt, Alarmstimmung aber unbegründet. Mit Stand Freitag meldete das Robert Koch-Institut (RKI) für Deutschland 16 Affenpockenfälle aus sechs Bundesländern.
Die Staaten sollten Briand zufolge Erkrankte rasch erfassen und Betroffene isolieren. Die WHO geht von meist milden Verläufen aus. Allerdings hätten Schwangere, Kinder und Menschen mit schwachem Immunsystem ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf. „Wir haben ein gutes Zeitfenster, die Übertragung nun zu stoppen“, sagte Briand.
Der Epidemiologe Gérard Krause erwartet in Deutschland keine Affenpocken-Impfung für die breite Bevölkerung. „Die Impfung wird hier, soweit derzeit absehbar, immer nur eine Einzelfallentscheidung sein“, so der Leiter der Epidemiologie am Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) bei einem Briefing des Science Media Center (SMC). „Das ist sicherlich keine Sache, die sozusagen generell von der Stiko empfohlen und dann in der Breite angeboten werden wird.“
Gesundheitsbehörden: Gesamtrisiko der Erkrankung gering
Der Münchner Infektiologe Clemens Wendtner führte bei dem Briefing aus, das neuerlich vermehrt in Europa erfasste Virus sei zuletzt auch in Sperma nachgewiesen worden. „Wir haben es letztendlich auch mit einer sexuell übertragbaren Erkrankung zu tun“, sagte er. In den meisten Fällen sei das Affenpocken-Virus aber durch engen Körperkontakt übertragen worden, betonten die Experten. Das RKI geht auch von diesem Übertragungsweg aus.
Das Gesamtrisiko durch die Erkrankung wird von Gesundheitsbehörden für Personen mit mehreren Sexualpartnern als moderat und für die breitere Bevölkerung als gering eingeschätzt. Unklar sei laut WHO, wie groß die Lagerbestände an Impfstoffen gegen Pocken seien, die auch gegen Affenpocken helfen dürften. Die WHO rechnet mit einer weiter steigenden Zahl von Fällen. Die Affenpocken seien inzwischen in mehr als 20 Ländern aufgetreten.

dpa