Archivbild. 03.03.2022, Niedersachsen, Hannover: Flüchtling Nika (3) aus der Ukraine steht nach ihrer Ankunft in Deutschland an der ukrainisch-katholischen Kirche St. Wolodymyr. (dpa)
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Eine turkmenische Flüchtlingsfamilie aus der Ukraine muss in Österreich um die Abschiebung bangen. Der Familienvater Andreas Tredak aus Hof bei Salzburg hatte die Familie seines Schwagers im März nach Salzburg geholt. Doch kurz nach ihrer Ankunft in der unter 3500 Einwohner zählenden Gemeinde ging der Ärger los.

Zunächst meldete sich die Fremdenpolizei bei Tredak: Jemand hatte ihn wegen mutmaßlicher Schlepperei angezeigt. Die geflüchtete Familie lebte, studierte und arbeitete zwar jahrelang in Kiew, aber all das nützt nichts. Der Grund: Yoldash N. , seine Frau Gözel N. und die Tochter Leyla N. besitzen die turkmenische Staatsbürgerschaft.

Deswegen dürfen sie nicht wie andere Flüchtlinge aus der Ukraine ohne Weiteres in Österreich bleiben. Die Vertriebenen-Richtlinie der EU nimmt Angehörige von Drittstaaten in den allermeisten Fällen aus.

„Flüchtlinge zweiter Klasse“

„Der Sachbearbeiter ist sehr nett und bemüht, aber er ist rechtlich einfach zum Handeln gezwungen“, sagt Tredak gegenüber der „Kronen Zeitung“. „Bis 1. Mai müssen sie das Land verlassen, ansonsten droht mir ein Strafverfahren und den dreien die Abschiebung.“ Die Familie muss verzweifelt darum kämpfen, in Österreich zu bleiben, und deswegen wahrscheinlich noch einmal ins Kriegsgebiet zurückkehren. „Ich bin einfach enttäuscht. Das kann doch nicht sein, dass es Flüchtlinge zweiter Klasse gibt“, beklagt Tredak. Der Familie droht möglicherweise eine Abschiebung nach Turkmenistan.

Tragisches Detail: Die erst ein Jahr alte Tochter Leyla, die in Kiew geboren wurde, hätte eigentlich Anrecht auf die ukrainische Staatsbürgerschaft. Doch auf Grund der Kriegswirren wurde der Antrag bisher nicht bearbeitet. Die zuständige Beamtin in Mariupol soll selbst auf der Flucht sein. Versuche, die Staatsbürgerschaft oder zumindest eine Bestätigung über das laufende Verfahren durch die ukrainische Botschaft oder das Konsulat zu erhalten, scheiterten. Der letzte Hoffnungsschimmer ist ein ukrainischer Unterhändler, der versucht, das Zertifikat zu bekommen.

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TRT Deutsch