29.05.2018, Nordrhein-Westfalen, Solingen: Mevlüde Genç nimmt am Ort des Brandanschlags an einem Gebet teil. In der Nacht des 29. Mai 1993 hatten vier rechtsextreme Männer das Haus der türkischstämmigen Familie Genç angezündet. (dpa)
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Am Tatort des rechtsextremen Brandanschlags von Solingen wird am Dienstag ein Totengebet für Mevlüde Genç stattfinden. Dazu lädt unter anderem die Ditib-Gemeinde ein, teilte die Stadt am Montag mit. Der Sarg werde deshalb aufgebahrt, bevor er nach Türkiye überführt wird. Genç hatte 1993 bei dem von Rechtsextremisten verübten Brandanschlag auf ihr Haus fünf Familienangehörige verloren. Trotzdem hatte sie nach der mörderischen Tat zu Versöhnung aufgerufen. Sie starb in der Nacht von Samstag auf Sonntag im Alter von 79 Jahren. Ihr Sarg soll am Dienstag in der Unteren Wernerstraße für das Totengebet aufgebahrt werden, bevor sie in Türkiye neben den Opfern des Brandanschlags beigesetzt wird. Der NRW-Landtag will Genç am Mittwoch mit einer Schweigeminute gedenken. Erdoğan und Steinmeier würdigen Genç Politiker und Aktivisten würdigten Genç nach ihrem Ableben, darunter auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. In einer Erklärung in den sozialen Medien erklärte Erdoğan, er habe mit ihrem Gatten Durmuş Genç und ihrem Sohn Kamil Genç telefoniert und ihnen sein Beileid ausgesprochen. „Trotz des großen Schmerzes, den sie erfahren hat, wird die würdevolle und standhafte Haltung von Frau Mevlüde Genç weiterhin ein Beispiel für Europa und die gesamte Menschheit sein“, schrieb Erdoğan auf der Kurznachrichtenplattform Twitter. „Bei dieser Gelegenheit gedenke ich noch einmal unserer Brüder und Schwestern, die bei dem Massaker in Solingen ihr Leben verloren haben“, fügte Erdoğan hinzu. In einem Schreiben an Durmuş Genç sprach auch Steinmeier der Familie Genç sein Beileid aus. „Unser Land hat eine große Versöhnerin verloren. Sie hat uns vor Augen geführt, dass Nächstenliebe und Menschlichkeit stärker sind als Hass und Gewalt.“ Mevlüde Genç als Symbol der Versöhnung Am 29. Mai 1993 hatten Rechtsextreme das Haus der Familie in Solingen in Brand gesetzt. Das Ehepaar Genç verlor zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte. 17 Familienmitglieder waren dabei schwer verletzt worden. Schon kurz nach dem Attentat hatte Mevlüde Genç zu Versöhnung aufgerufen und immer wieder gemahnt, dass dem Hass Einhalt geboten werden müsse. Für ihren Einsatz um Versöhnung hatte Mevlüde Genç das Bundesverdienstkreuz erhalten. Die NRW-Landesregierung stiftete 2018 ihr zu Ehren eine Mevlüde-Genç-Medaille. Sie wird zum Jahrestag des Brandanschlags von Solingen an Menschen verliehen, die sich für Versöhnung, Toleranz und Zusammenhalt engagieren.

TRT Deutsch und Agenturen