Einer aktuellen Studie zufolge gibt es kaum Unterschiede bei der Gesundheitskompetenz von Menschen mit Migrationshintergrund und sogenannten autochthonen Bürgern. Eine größere Rolle spielten in beiden Gruppen dagegen Armut oder Bildungsstand, erklärte die Universität Bielefeld am Montag. In einer ersten umfassenden Erhebung hätten Wissenschaftler der Unis Bielefeld und Köln die Gesundheitskompetenz von Bewohnern ohne Migrationsgeschichte mit der von Menschen mit türkischem und russischem Migrationshintergrund verglichen.
Kaum Unterschiede bei Gesundheitskompetenz
Demnach verfüge die Hälfte (52 Prozent) der Menschen mit ex-sowjetischer und türkischer Abstammung über eine geringe Gesundheitskompetenz, die andere Hälfte (48 Prozent) habe eine hohe Gesundheitskompetenz. Menschen mit Migrationshintergrund seien damit
ähnlich aufgestellt wie die Allgemeinbevölkerung, hieß es.
Zur Gesundheitskompetenz zähle die Fähigkeit, Informationen zu Gesundheitsthemen zu finden, zu verstehen, einzuschätzen und anwenden zu können, erläuterten die Wissenschaftler. Je geringer diese Fähigkeit ausfällt, desto häufiger suchten Menschen Ärzte auf und kämen auch öfter ins Krankenhaus. In dem bis September laufenden Projekt wurden den Angaben nach etwa 1000 Interviews ausgewertet. Gefördert wird das Vorhaben von der Robert-Bosch-Stiftung.
Bildungsniveau und Sozialstatus entscheidend
Ähnlich wie in der Allgemeinbevölkerung sei bei Menschen mit ausländischen Wurzeln die Gesundheitskompetenz sozial ungleich verteilt, erläuterte die Bielefelder Gesundheitswissenschaftlerin Eva-Maria Berens. Insgesamt seien niedriges Bildungsniveau, niedriger Sozialstatus, ein höheres Lebensalter und chronische Erkrankungen
Faktoren, die mit einer geringeren Gesundheitskompetenz einhergingen. Auswirkungen hätten zudem geringe Deutschkenntnisse.
Menschen mit Migrationshintergrund haben der Studie zufolge ein großes Interesse an Gesundheitsinformationen. Ein großer Teil der Befragten nutze mehrsprachige Informationen über die verschiedenen Gesundheitsthemen. Im Unterschied zur Allgemeinbevölkerung sei es jedoch für Menschen mit Migrationshintergrund besonders schwer, Ärzte zum Zuhören zu bringen, ohne unterbrochen zu werden, hieß es weiter. Das beklage ein Drittel der Befragten mit Migrationshintergrund. Dieser Wert sei deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung.
18 Jan. 2022

Studie: Zugewanderte genauso „gesundheitskompetent“ wie Einheimische
Menschen mit Migrationshintergrund zeigen einer neuen Studie zufolge in gleichem Maße Gesundheitskompetenz wie ihre Mitbürger ohne einen solchen. Ein großer Teil der Befragten nutze auch mehrsprachige Informationen über diverse Gesundheitsthemen.
epd
Ähnliche Nachrichten

Studie: Obdachlose im Alltag meist sehr aktiv und strukturiert
Obdachlose müssen zur Bewältigung ihres Alltags sehr aktiv sein und täglich lange Wege zurücklegen, um öffentliche Hilfen nutzen zu können. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Raumnutzungsverhalten obdachloser Menschen in Köln untersucht hat.
Selbe Kategorie

Migranten und Expats: „Eine Bereicherung für die deutsche Gesellschaft“
Fünf Prozent der Bevölkerung haben türkische Wurzeln: Die meisten leben schon lange hier, gut 15 Prozent sind junge Expats. Sie alle arbeiten in und für Deutschland. Es ist daher Zeit für ein neues Narrativ, findet ZIS-Vorsitzender Ali Eliş.
Worüber möchten Sie mehr erfahren?
Beliebt

Iran: Rätselhafte Vergiftungswelle beunruhigt die Bevölkerung
Bei einer landesweiten Anschlagswelle im Iran wurden Hunderte Schulmädchen vergiftet. In Regierungskreisen werden Extremisten dahinter vermutet. Eine offizielle Stellungnahme aus Teheran steht aber noch aus. Die Wut und Sorge der Eltern wächst.