Symbolbild. 21. Dezember 2021, Riad, Saudi-Arabien: Ziad, ein Muslim, bereitet sich zusammen mit seiner Frau Lamees Homidan, einer libanesischen Christin, in Riad, Saudi-Arabien, auf das Schmücken des Weihnachtsbaums im gemeinsamen Haus vor. (Reuters)
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Saudi-Arabien, das die beiden heiligsten Moscheen des Islams beherbergt, ist unter der kulturellen Revolution von Kronprinz Mohammed Bin Salman (MBS) anscheinend zu einem veränderten Land geworden, in dem verschiedene zuvor restringierte Veranstaltungen – von Modeschauen bis hin zu Filmfestivals – mittlerweile überall im Königreich stattfinden können.

Nicht mehr vom Staat als Blasphemie eingestuft

In jüngster Zeit haben sogar Weihnachtsbäume, von denen einige rund 3000 Dollar kosteten, viele saudische Bürger im ganzen Königreich überrascht. Riad zeigte damit, wie tolerant es gegenüber nicht-muslimischen religiösen Feierlichkeiten ist. Das Königreich hat im vergangenen Jahr damit begonnen, die Beschränkungen für Weihnachtsfeiern zu lockern.

Weihnachten ist in der islamischen Welt seit langem ein kontroverses Thema, da konservativere Muslime es als heidnisch, vor allem aber als Ausdruck eines kulturellen Kolonialismus des Westens betrachten.

In der Vergangenheit verbot Riad alle nicht-islamischen Feiern in der Öffentlichkeit, da die offizielle wahhabitische religiöse Ideologie des Landes dies als eine Form der Blasphemie ansieht. Doch unter MBS wurde dieses Verständnis durch ein liberaleres Verständnis nicht-muslimischer Feiertage ersetzt.

Supermärkte voll mit Weihnachtsbäumen

„Unter Kronprinz Mohammed bin Salman gibt es hier eine Weihnachtsstimmung. Er möchte, dass die Saudis sich amüsieren und mehr Geld zu Hause ausgeben, und er möchte, dass Ausländer so gerne hier leben, dass sie bleiben und beim Aufbau neuer Industrien helfen, die nichts mit Öl zu tun haben“, berichtet das „Wall Street Journal“ aus Riad.

Die saudischen Supermärkte sind jetzt voll von Weihnachtsbäumen, von denen einige sehr teuer sind, und anderen Verkaufsartikeln im Zusammenhang mit dem Feiertag, da die Religionspolizei des Landes Weihnachtseinkäufer meidet.

Im Oktober wurde im Königreich sogar Halloween gefeiert, ein aus dem angelsächsischen Raum stammendes Fest, das sich kommerziell in mehreren anderen Ländern verbreitet hat.

Allerdings darf der Weihnachtsmann in Saudi-Arabien noch immer nicht sein Glöckchen läuten. „Sie sind nur streng, wenn es um den Weihnachtsmann geht“, sagte ein Verkäufer gegenüber dem WSJ und bezog sich dabei auf die Religionspolizei des Landes.

Neues Gesicht des saudischen Königreichs

Im Zeichen der Reformen durch MBS begrüßen Saudis die westlich geprägte globale Kultur, von Popstars bis hin zu Sportereignissen, aber es ist nicht klar, ob diese Veränderungen nur kosmetischer Natur sind oder nicht, da die Kritik an der Menschenrechtslage des Landes weiter stark ist.

Letzten Monat trat der kanadische Sänger Justin Bieber in Dschidda vor einem großen Publikum auf, während berühmte Models wie Alessandra Ambrosio und Sara Sampaio den Kunden bei Modeschauen neue Modelle vorführten. Das Königreich war auch Gastgeber des Filmfestivals am Roten Meer, in dem viele Filme aus aller Welt gezeigt wurden - sogar aus Ländern wie dem Iran, einem Land, das mit dem Königreich im Streit liegt.

In diesem Jahr erlaubten die saudischen Behörden auch, Filme wie „Father Christmas Is Back“ im Königreich zu zeigen. Seit 2018 dürfen saudische Kinos auch internationale Filme zeigen.

Einige muslimische Intellektuelle kritisieren die Änderungen seit langem als lediglich dekorativ und halten eine Gegenbewegung für möglich. „Änderungen von oben nach unten, die sich nicht um die Werte und Bräuche der normalen Bürger kümmern, sind auf den Widerstand der Bevölkerung gestoßen, was zum Entstehen religiös inspirierter Gruppen in der gesamten islamischen Welt geführt hat“, so Serif Mardin, ein führender türkischer Intellektueller. Mehr zum Thema: Saudi-Arabiens Unsicherheiten im Libanon

TRT Deutsch