Schweiz baut erste europäische Kühlkammer für Kryoniker (dpa)
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Im Rafzerfeld im Kanton Zürich baut eine Stiftung die erste sogenannte Kryonikanlage Europas. Der grundlegende Ansatz der Kryonik: Kurz nach dem Tod lassen sich viele Menschen einfrieren und bei minus 196 Grad Celsius in flüssigem Stickstoff lagern. In diesem Zustand wollen die verstorbenen Menschen verweilen, bis die Medizin der Zukunft sie wiederbeleben und ihre Krankheiten heilen kann. Weltweit befinden sich bisher 400 Tiefkühlkammern in den USA, wie der „Beobachter“ berichtet.

Gehirn einfrieren lassen ab 80.000 Euro

Eine Basler Stiftung will die Kryonik-Technik nun auch in Europa anbieten. Bisher ließen sich viele Europäer nach ihrem Tod in die USA transportieren. Das sei aufwendig und unsicher, sagt Patrick Burgermeister, der bekannteste Kryoniker der Schweiz. Zusammen mit der deutschen Firma Tomorrow Biostasis aus Berlin bietet die Basler Stiftung European Biostasis Foundation nun Kryokonservierungen an. Das Verfahren ist nicht nur ungewöhnlich – es ist auch recht kostspielig.

Der Standort eigne sich hervorragend für eine solche Anlage, da die Schweiz mitten in Europa liege und zudem ein politisch und wirtschaftlich stabiles Land sei. Rafz liege in einer Region, in der Erdbeben und Überschwemmungen sehr unwahrscheinlich seien. Die Stiftung habe zwei Gutachten eingeholt, die zeigten, dass der kryonischen Lagerung in der Schweiz nichts im Weg stehe, erklärte Burgermeister. Daher sollte es für das Vorhaben keine rechtlichen Hindernisse geben.

Für die Konservierung würden zwischen 200.000 und 300.000 Euro verlangt. Allerdings bestehe auch die Möglichkeit einer monatlichen Zahlung, die zwischen 40 und 100 Euro liegen würde. Davon seien die Konservierung, aber auch der Transport und die Wiederbelebung abgedeckt. Deutlich günstiger wäre das Einfrieren des Gehirns, nach Angabe der Kryonik-Institute in den USA sei man da schon ab 80.000 Dollar mit dabei.

Burgermeister: Vielleicht schon in 50 Jahren erste „Wiedergänger“

Und so funktioniert das Verfahren: Sobald ein Mensch für klinisch tot erklärt sei, wird der Körper innerhalb weniger Minuten an eine Herz-Lungenmaschine angeschlossen. Eine Frostschutzmittel-Infusion werde in die Arterien geleitet, gleichzeitig müssten die Körperflüssigkeiten herausgepumpt werden. Anschließend werde der Körper schrittweise auf minus 196 Grad abgekühlt. Am Ende müsse er zur Lagerung in einen Tank voll von flüssigem Stickstoff.

Laut Chefkryoniker Burgermeister könnten kleine Fortschritte irgendwann eine Lawine auslösen. „Wir Menschen tendieren dazu, die Dynamik neuer Entwicklungen zu unterschätzen“, sagt er. Er halte es für nicht unrealistisch, dass bereits in 50 Jahren erste Menschen zum Leben erweckt werden könnten. Burgermeister habe sich selbstverständlich auch selbst im Rafzerfeld eine vorübergehende Ruhestätte gesichert.

TRT Deutsch