Frauen mit Kopftuch und ausländisch klingenden Namen haben auf dem österreichischen Arbeitsmarkt deutlich schlechtere Karten. Auch mit abgeschlossener Berufsausbildung werden sie in Unternehmen nicht akzeptiert und kassieren Absagen.
Vorurteile auf dem regulären Arbeitsmarkt stark ausgeprägt
Kawthar A. aus dem Irak ist Buchhalterin mit 17 Jahren Berufserfahrung. Seit acht Jahren lebt die 51-Jährige in Österreich und findet keine Anstellung als Buchhalterin. Dabei verschickt sie im Schnitt 16 Bewerbungen im Monat – bisher hatte sie jedoch keinen Erfolg bei der Arbeitssuche.
Ähnliches berichtet die Pädagogin Tabarek A. aus Syrien. Die 38-Jährige würde gerne als Kindergärtnerin arbeiten. Bisher habe sie jedoch nur negative Rückmeldung erhalten. Beide sprechen Deutsch auf den Niveaustufen B1/B2. Der ausschlaggebende Grund für die Absagen sei ihr Kopftuch, wie beide im „Heute“-Interview berichten.
Unternehmen suchen, die kein Problem Kopftuch kein haben
Frauen mit Kopftuch und ausländischen Namen würden am wenigsten an Rückmeldungen bekommen und am seltensten zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Das bestätigen auch deren Betreuer und dies belege eine jüngst veröffentlichte Studie. Jobsuchende mit Migrationshintergrund müssen laut einer Studie der Universität Linz im Auftrag des Sozialministeriums deutlich mehr an Bewerbungen abschicken, um von Unternehmen überhaupt zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden.
Bewerber mit ausländischer Herkunft hatten laut den Ergebnissen generell eine um 25 bis 30 Prozent geringere Chance auf Einstellung. Am wenigsten Rückmeldungen haben demnach die Bewerberinnen mit Kopftuch und ausländischem Namen bekommen. Die für die Studie erhobenen Daten stammen aus dem Jahre 2014. An der Situation habe sich aber bis heute nichts geändert. Laut Beratern haben die Frauen nur wenig Möglichkeiten: Sie müssten gezielt nach Unternehmen suchen, die mit dem Kopftuch kein Problem hätten.
Laut dem österreichischen Arbeitsmarktservice (AMS) waren mit Ende November 2021 insgesamt 100.735 Ausländerinnen und Ausländer arbeitslos gemeldet. Das seien 33.754 weniger als im November 2020. Unter den Inländern seien 188.605 Personen arbeitslos – 67.764 weniger als im Vorjahr. Unter den Langzeitarbeitslosen sind demnach insgesamt 62.422 ausländische und 111.452 inländische Langzeitbeschäftigungslose registriert.
TRT Deutsch
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