Gedenkstein des NSU-Opfers Mehmet Turgut (AA)
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Es war eine beispiellose Mordserie, die die Republik erschütterte: Zwischen 2000 und 2007 ermordete die rechtsextreme Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) zehn Menschen, darunter neun Kleinunternehmer türkischer und griechischer Herkunft. Doch erst 2011 flog der NSU auf. Fünf Jahre lang wurde Beate Zschäpe und vier Mitangeklagten in München der Prozess gemacht, im Sommer 2018 fiel das Urteil.

Nun blickt ein Dokumentarfilm auf die Mordserie - und zwar mit einem ganz klaren Fokus: Während sich der Prozess in erster Linie mit der individuellen Schuld der fünf Angeklagten auseinandersetzen musste, stellt der Film „Spuren“ der Regisseurin Aysun Bademsoy allein die Angehörigen der Opfer in den Mittelpunkt, ihre seelischen Verletzungen, die tiefen Narben. Bademsoy lässt Witwen, Töchter, einen Bruder und einen Ex-Kollegen der Opfer zu Wort kommen. Sie besucht sie zu Hause, hört zu, fragt nach. Etwa, wie es damals war, als die Polizei im Dunkeln tappte und auch die engsten Angehörigen verdächtigte.

Bademsoy zeigt, wie die Familien ihr Leben heute führen, nach allem, was war. Wie sie teilweise bis heute leiden. Alle eint heute der Zorn darauf, dass auch nach mehr als fünf Jahren Prozess viele Fragen offen sind. „Am Ende blieben nur Fragezeichen“, klagt Elif Kubaşık, deren Mann 2006 in Dortmund vom NSU ermordet wurde. „Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden. Das stimmt nicht. Der Schmerz bleibt in mir.“ „Spuren – Die Opfer des NSU“ ist ab dem 13. Februar im Kino zu sehen.

dpa