29.10.2021, Hamburg: Teilnehmer einer Kundgebung halten eine Fahne mit dem Logo der IG Metall hoch. / Photo: DPA (dpa)
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In der Debatte um die Viertagewoche hat der Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, den Vorschlag seiner Gewerkschaft verteidigt. Er rechne damit, dass mit der Viertagewoche das Arbeitsvolumen insgesamt gesteigert werde, sagte Hofmann im Interview mit der „Bild am Sonntag“. „Zuallererst brauchen wir die Viertagewoche für Berufe, in denen kein Homeoffice möglich ist“, forderte er.

Dies gelte beispielsweise auf Baustellen, bei Schichtarbeit und in der Stahlindustrie: „Ein Hochofen muss durchlaufen. Wer mal früh, mal spät, mal nachts arbeiten muss, für den sind drei Tage Wochenende sehr entlastend“, sagte der IG-Metall-Vorsitzende.

Viertage-Vollzeit lindert Fachkräftemangel

Die Beschäftigtenbefragungen seiner Gewerkschaft hätten zudem „klar ergeben“, dass viele Frauen bei einer Viertagewoche mit 32 Arbeitsstunden zur Rückkehr in die Vollzeit bereit wären, „weil dieses Modell auch mit Familie funktioniert“.

Würden nur zehn Prozent der in Teilzeit arbeitenden Frauen auf die Viertage-Vollzeit gehen, würde das Arbeitsvolumen stärker steigen als durch die von der Bundesregierung angestrebte Fachkräfteeinwanderung von 400.000 Menschen pro Jahr, führte Hofmann weiter aus. Für genügend Fachkräfte sei aber beides notwendig.

„Die Leute haben schon Bock auf Arbeit“

Hofmann rief die Arbeitgeber außerdem dazu auf, den neuen Realitäten ins Auge zu schauen. Der Arbeitsmarkt habe sich gewandelt. „Als ich jung war, wurde als Erstes gefragt: Was verdiene ich?“ Bei jungen Leuten stehe heute die Arbeitszeit ganz oben auf der Prioritätenliste. „Die Leute haben schon Bock auf Arbeit. Aber auf gute Arbeit, sie wollen eben auch Zeit für Familie und Freizeit. Darauf müssen wir uns einstellen.“

Die IG Metall will bei den im November beginnenden Tarifverhandlungen in der Stahlindustrie für eine Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich einstehen. Konkret soll dies durch die Senkung der Wochenarbeitszeit von 35 auf 32 Stunden und eine Umstellung der Dienst- und Schichtpläne geschehen.

AFP