Welttag des Hörens (Others)
Folgen

Für viele beginnt sie schleichend und unbemerkt: die Abnahme der Hörfähigkeit. Andere wiederum leiden unter Tinnitus. Damit muss sich keiner abfinden, findet Dr. Stefan Zimmer, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes der Hörsysteme-Industrie (BVHI).

Im Interview mit TRT Deutsch berichtet der Experte für Hörgesundheit zum heutigen Welttag des Hörens über mögliche Störungen beim Hörvermögen und deren Diagnostik und gibt Ausblick auf therapeutische Hilfsmöglichkeiten wie Hörgeräte und Implantate – mit spannenden Einblicken in die jüngste Technologie und Forschung.

Dr. Stefan Zimmer (Others)

TRT: Herr Dr. Zimmer, wie steht es um die Hörfähigkeit in Deutschland?

Dazu gibt es unterschiedliche Studien. In einer regelmäßig durchgeführten Umfrage unter 15.000 Bundesbürgern zur Selbsteinschätzung des eigenen Hörstatus geben rund 12 Prozent der Gesamtbevölkerung (ca. 10,1 Mio. Bundesbürger) an, sie hätten ein Hörproblem.

Zwar liegen nicht in allen Fällen schwerwiegende Hörminderungen vor, und nicht jeder hiervon braucht ein Hörgerät. Viele Hörgeminderte wiederum meinen, ihr Gehör sei noch in Ordnung, obwohl es in Wirklichkeit nicht mehr so ganz tipptopp ist. Bei einer Altersschwerhörigkeit, die ab dem 50. Lebensjahr schleichend einsetzt, ist der Verlauf anders als beim Sehvermögen. Man merkt sofort, sobald man nicht mehr scharf sieht und eine Brille benötigt. Eine Schwerhörigkeit hingegen kann längere Zeit unbemerkt bleiben.

Das Gehirn ist sehr gut darin, für eine gewisse Zeit über eine Hörminderung hinwegzutäuschen, indem es dabei hilft, sich auf die Töne, Geräusche und Laute zu konzentrieren, die man noch hört. Zischlaute oder stumme Konsonanten wie T, P, SCH leitet sich das Gehirn aus dem Kontext ab, obwohl diese nicht richtig gehört werden. Das führt zu einer enormen Höranstrengung. Abends sind viele Menschen mit Hörminderung daher völlig erschöpft – ohne zu ahnen, woran es liegt.

TRT: Wer ist hierzulande von Hörproblemen am meisten betroffen?

Grundsätzlich gilt: Je älter Menschen werden, desto schlechter hören sie im Durchschnitt. Das hat mit der ganz normalen Abnutzung der Haarzellen im Innenohr zu tun, die zur Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis) führt. Für die muss man sich nicht schämen, die tritt etwa ab dem 50. Lebensjahr auf und ist unvermeidbar. Ab dem 30. Lebensjahr setzt der altersbedingte Muskelabbau ein, der ist genauso normal, über den redet nur niemand.

TRT: Was passiert bei einer altersbedingten Schwerhörigkeit?

Die Geräusche, die als Schall über die Luft ans Trommelfell gelangen, bringen dieses zum Vibrieren. Die Gehörknöchelchen im Mittelohr setzen daraufhin die Flüssigkeit im Innenohr nebst den darin befindlichen Hörhärchen in Schwingung. Diese Schwingungen werden als Nervenimpulse ans Gehirn gesendet. Sind die Härchen mit der Zeit abgenutzt – mit zunehmendem Alter oder durch hohe Lärmbelastung – werden Geräusche in bestimmten Frequenzbereichen nicht mehr wahrgenommen. Das fängt bei den hohen Frequenzen an.

Unser Gehirn versucht die Hörminderung zu maskieren und täuscht uns vor, noch halbwegs normal zu hören. Wir empfehlen deshalb, ab einem Alter von 50 Jahren regelmäßig einen Hörtest zu machen. Wer abwartet, gewöhnt sich ansonsten an das schlechte Hören. Wer dann erst im Alter von 70 Jahren Hörgeräte angepasst bekommt, ist damit eher überfordert, als wenn er früher damit versorgt worden wäre.

TRT: Welche Arten von Hörproblemen treten bei Kindern auf?

Geschätzt kommen etwa ein bis drei von 1.000 Kindern mit einer therapiebedürftigen Hörminderung zur Welt. Seit 2009 gibt es deshalb das sogenannte Neugeborenen-Hörscreening als Kassenleistung. Dieses kann sogar bei schlafenden Babys durchgeführt werden und tut den Neugeborenen nicht weh.

Es ist wichtig, eine Hörminderung von Kindern früh zu versorgen. Wenn Kinder unerkannt hörgemindert bleiben, beeinträchtigt das auch ihre Sprachentwicklung. HNO-Ärzte beobachten aktuell eine relative Zunahme von Hörminderungen bei Kindern und Jugendlichen durch zu hohen Freizeitlärm, sei es durch laute Spielzeuge oder zu laute Musik – auch über Kopfhörer.

Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass weltweit 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen ab 12 Jahren an Veranstaltungsorten zu lautem Freizeitlärm ausgesetzt sind, vor allem in den Industrieländern. Eltern sind gefordert, indem sie beispielsweise bei Kinderkopfhörern auf eine Begrenzung der Lautstärke achten. Grundsätzlich sollte Musik nicht lauter als mit 60% der maximalen Lautstärke gehört werden.

Die Aktion „Frühkindliches Hören“ informiert darüber, was passiert, wenn das eigene Kind betroffen ist und wohin Eltern sich wenden können. Pädakustiker sind Spezialisten für die Hörversorgung von Kindern. Sie findet man unter anderem über eine Akustiker-Suche im Internet.

TRT: Wie unterscheiden sich Hörminderung und Hörverlust?

Schwerhörigkeit wird manchmal als Hörminderung, in schweren Fällen auch als Hörverlust bezeichnet. Sie kann in unterschiedlichen Arten auftreten und unterschiedliche Ursachen haben.

Ein Hörverlust ist zunächst nur ein Symptom – er kann durch zu hohe Lärmbelastung, eine Entzündung oder Erkrankung verursacht werden. Auch gibt es den plötzlichen Hörverlust, zum Beispiel im Rahmen eines Knalltraumas, verursacht durch ein plötzliches, sehr lautes Geräusch wie einen Schuss, eine Explosion oder ein Schlag auf das Ohr. In diesem Fall, wie auch bei einem langsam einsetzenden Hörverlust, ist immer als erstes ein HNO-Arzt aufzusuchen. Auf unserer Patienten-Informationsseite www.ihr-hörgerät.de erläutern wir Arten, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Hörminderungen. Auch kann man dort einen HNO-Arzt in seiner Nähe suchen.

TRT: Wie sieht die typische Diagnostik bei Hörproblemen aus?

Wer den Verdacht hat, dass mit dem Gehör etwas nicht stimmt, macht am besten zuerst einen gründlichen Hörtest beim Hörakustiker oder HNO-Arzt. Hierbei sitzt man in einem schallisolierten Raum, hört Töne in unterschiedlichen Frequenzen und zeigt über einen Drücker an, welche man gut, weniger oder gar nicht mehr hört. Natürlich wird das Ohr auch gründlich untersucht. Mitunter liegt nur eine Verstopfung durch Ohrenschmalz vor, dem sogenannten Cerumen. Dieses kann entfernt und eine dadurch verursachte Schallleitungsschwerhörigkeit leicht behoben werden.

An die Diagnose durch einen HNO-Arzt schließt sich die Therapieempfehlung an, in der zumeist Hörgeräte verordnet werden. Mit einer entsprechenden Verordnung geht es dann zum Hörakustiker, der eingehend berät, misst und hilft, das passende Hörsystem auszusuchen. Dann passt es der Hörakustiker exakt auf die anatomischen Gegebenheiten und individuellen Bedürfnisse an und rechnet hinterher mit der Krankenkasse ab.

TRT: Was kosten Hörsysteme, und muss diese jeder selbst bezahlen?

Die gute Nachricht ist: Gesetzlich Krankenversicherte haben Anspruch auf eine Hörgeräteversorgung als Sachleistung bis zur Höhe des sogenannten Festbetrages. Das heißt, sie erhalten moderne Hörgeräte bereits ohne eigene Aufzahlung. Gesetzlich Krankenversicherte tragen nur den gesetzlichen Eigenanteil von zehn Euro pro Hörsystem. Ein Anspruch auf eine Hörgeräteversorgung gegenüber der gesetzlichen Krankenkasse kann bereits ab einem Hörverlust von 20 Prozent bestehen.

Der Festbetrag wird ab dem 1. April 2022 übrigens erhöht, auf bis zu 1.600 Euro für eine beidohrige Hörgeräteversorgung. Dieser Festbetrag ist ein Höchstbetrag und kein Fixpreis. Das heißt, dass die tatsächliche Erstattung je nach Krankenkasse variieren kann. Über die genaue Höhe der Kostenerstattung für Hörgeräte durch Ihre Krankenkasse informiert Sie Ihr Hörakustiker.

Die Versorgung durch Hörakustiker besteht aus mehr als nur der Anpassung von Hörgeräten: Darüber hinaus bieten sie eine mehrjährige Nachsorge. Sie nehmen Feinanpassungen und kleinere Reparaturen vor, reinigen, beraten und wechseln – so erforderlich – auch die Batterien der Hörsysteme.

TRT: Wie entsteht eigentlich ein Tinnitus?

Wie die Schwerhörigkeit ist auch der Tinnitus, also die Wahrnehmung anhaltender Geräusche ohne erkennbare Schallquelle, keine Krankheit, sondern ein Symptom. Es ist meist schwierig, eine eindeutige Ursache dafür zu ermitteln. Die Gründe, warum jemand daran leidet, können ganz unterschiedlich sein. Oft ist ein anhaltendes Ohrgeräusch Anzeichen zu hoher Lärmeinwirkung. Dies kann zum Beispiel berufsbedingt sein, etwa bei Straßen- und Bauarbeitern oder Maschinisten, die keinen oder nur unzureichenden Gehörschutz tragen.

Häufig liegt die Lärmbelastung an Freizeitaktivitäten wie dem Hören von zu lauter Musik – etwa in Konzerten, Discotheken oder über Kopfhörer. Selbst ein einzelnes Ereignis wie ein Silvesterböller oder ein platzender Luftballon am Ohr kann einen Tinnitus auslösen.

TRT: Und was genau passiert im Ohr bei einem Tinnitus?

Einfach ausgedrückt geben die Nervenzellen bei einem Tinnitus permanent Impulse ab, ohne dass es eine Schallquelle gibt. Das kann zum Beispiel daran liegen, dass Nervenzellen in bestimmten Gehirnbereichen überaktiv reagieren, um eine Hörminderung auszugleichen. Wie bei der Wahrnehmung eines Phantomschmerzes entsteht im Gehirn eine abnormale neuronale Aktivität, obwohl kein Reiz als Auslöser vorliegt. Daher wird der Tinnitus zwar meist durch eine Hörschädigung ausgelöst. Die Ursache, die zur Wahrnehmung von dauerhaften Ohrgeräuschen führt, ist jedoch im Gehirn zu verorten.

TRT: Was kann man dagegen tun?

Ein akuter Tinnitus, ausgelöst durch ein Knalltrauma oder sehr lautes akustisches Ereignis, wie z.B. ein Rockkonzert, muss sofort behandelt werden. In aller Regel behandelt der HNO-Arzt ihn mit einer Infusionstherapie. Meist leidet der Betroffene nicht nur unter dem ständigen Pfeifen oder Rauschen im Ohr, sondern auch das Hörvermögen ist reduziert. Beides kann mit der richtigen Behandlung behoben werden: Je früher man einen Facharzt aufsucht, umso größer sind die Heilungschancen.

Entwickelt sich ein Tinnitus chronisch, wird er meist mit Hörgeräten therapiert. Es gibt spezielle Hörsysteme, die genau dafür entwickelt wurden, denn Tinnitus-Patienten sind meist auch schwerhörig. So kann das Hörsystem mit einem sogenannten Tinnitus-Noiser kombiniert werden. Einige Hörgeräte integrieren diese Funktion direkt. Tinnitus-Noiser überdecken oder ersetzen die störenden Geräusche durch positive Gegenklänge, etwa Musik oder Meeresrauschen, die der Träger selbst auswählen kann. Das Noiser-Geräusch ist leiser als der Tinnitus, sodass das Gehirn nach und nach lernt, sich nicht mehr darauf zu fixieren, sondern seine Umgebung wieder besser wahrzunehmen.

TRT: Wie sieht aktuell die Hörversorgung in Deutschland aus?

Von den etwa 10 Mio. Menschen in Deutschland, die ein Hörproblem angeben, sind aktuell 3,7 Mio. mit Hörgeräten versorgt. Das hört sich erst einmal wenig an, liegt aber daran, dass nicht jeder, der glaubt, eine Hörminderung zu haben, auch therapiert werden muss – aber auch daran, dass nicht jeder seine wahrgenommene Hörminderung abklären lässt. Etwa 2 Mio. Deutsche gehen gar nicht erst zum HNO-Arzt. Das ist ein Fehler, denn eine Hörminderung ist erst einmal nur ein Symptom, dessen Ursachen unbedingt ärztlich abgeklärt werden sollten.

Wir schätzen, dass etwa 5,8 Mio. Menschen wirklich Hörgeräte brauchen. Dass sich nicht alle von ihnen auch versorgen lassen, ist eigentlich seltsam, denn die Hörgeräteversorgung ist in Deutschland bereits aufzahlungsfrei erhältlich. Wahrscheinlich wissen das nur noch nicht alle Betroffenen; deswegen ist es so wichtig, darüber aufzuklären – wie zum Beispiel am Welttag des Hörens.

TRT: Welche Möglichkeiten gibt es noch, Hörprobleme zu versorgen?

Neben Hörgeräten gibt es Hörimplantate, die in HNO-Kliniken operativ eingesetzt werden: Das Cochlea-Implantat (CI) ist dabei die häufigste Variante. Weitere sind das Mittelohr-, das Knochenleitungs- oder das Hirnstammimplantat. Dies sind zwar teure Geräte, die jedoch bei entsprechender Indikation von der Krankenkasse voll erstattet werden. Implantate sind eine wunderbare Möglichkeit, Menschen zu helfen, denen Hörgeräte nicht mehr helfen. Jährlich werden in Deutschland circa 5.000 Cochlea-Implantate eingesetzt.

Ein Cochlea-Implantat wird unter die Kopfhaut hinter dem Ohr platziert. Der Elektrodenträger des Implantats wird in die Hörschnecke, die Cochlea, eingeführt. Es ersetzt so die Funktion der fehlenden oder beschädigten Sinneszellen in der Hörschnecke, die bei Normalhörenden mechanische in elektrische Reize umwandeln. Der Hörnerv wird direkt stimuliert.

TRT: Welche innovativen Technologien kommen bei Hörgeräten zum Einsatz?

Was viele noch nicht wissen, ist, dass Hörgeräte längst konnektiv sind. Sie lassen sich bequem via Bluetooth mit dem Handy ebenso wie mit dem Fernseher und der Stereoanlage koppeln. Musikhören und Telefonieren werden so äußerst komfortabel.

Spannend und neu ist zudem die Nutzung von Hörgeräten zur Messung von Vitalparametern – vom Schrittzähler über die Herzfrequenz bis zur Blutdruckmessung im Ohr. Aktuell forscht man daran, welche Vitalfunktionen man im Ohr noch ablesen könnte. Sogar die eigene Stimme wird als Biomarker für gesundheitliche Beeinträchtigungen untersucht. All dies wird in Zukunft eine größere Rolle spielen.

Darüber hinaus gibt es bereits eine breite Vielfalt an intelligenten Funktionen, die Hörgeräte mittlerweile abdecken, wie zum Beispiel die Sprachübersetzung in Echtzeit via App. Das Hörgerät übersetzt dabei die Sprache des Gegenübers. Zudem arbeiten die Hersteller ständig an einer noch besseren Musikwiedergabe, Störgeräusch-Unterdrückung und Impulsschall-Filterung. Das Hören mit Hörgeräten bietet schon heute in einigen Situationen mehr Komfort, als ihn Normalhörende ohne Hörgeräte haben. Vor allem in lauten Umgebungen kann man die Technik dazu nutzen, Störgeräusche auszublenden und jene Klangquellen hervorzuheben, die man wirklich hören will.

TRT: Verraten Sie bitte zum Schluss: Was hat es mit EEG auf sich?

Die Elektroenzelphalographie, kurz EEG, ist der neueste Forschungsbereich der Hörgesundheit: Hier wird untersucht, wie sich elektrische Aktivität im Gehirn messen und zur Optimierung des Hörerlebnisses nutzen lässt.

Hierdurch können sich Hörgeräte-Nutzer auch im Stimmengewirr einer Party auf einzelne Gesprächspartner fokussieren, so wie es normal Hörende vermögen – das nennt man den Cocktailparty-Effekt. Die gemessenen EEG-Ströme können dem Hörsystem in Sekundenbruchteilen ein Signal darüber geben, wem oder was die Aufmerksamkeit in der Umgebung gelten soll, welche Klangquelle also hervorgehoben und welche als Störgeräusch ausgeblendet werden soll.

Die Nutzung der Gehirnströme ist einer der nächsten großen Schritte, um das Hörerlebnis und die Klangwahrnehmung noch weiter zu optimieren. Dieser Komfort erscheint Nutzern oft wie „Magie“. Tatsächlich wird das Gehirn beim Hören aber durch raffinierte Hörsystemtechnik entlastet. Das sorgt für mehr Entspannung und weniger Anstrengung beim Hören.

TRT: Was findet heute, am Welttag des Hörens, deutschlandweit statt?

Zum Welttag des Hörens gibt es zahlreiche Beiträge, virtuelle Lesungen und Konzerte in Social Media, TV und Radio, welche die Menschen daran erinnern sollen, dass es bei der Hörversorgung um viel mehr als nur gutes Hören geht. Auch gibt es trotz der Pandemie zahlreiche Vor-Ort-Veranstaltungen, etwa mit Hörmobilen, in denen man einen Hörtest machen kann. Über Aktionen am und um den 3. März herum informiert die Kampagnenseite www.welttag-des-hoerens.de.

Aufklärung ist uns wichtig, denn eine unversorgte Schwerhörigkeit birgt viele Risiken. Studien legen eine enge Verbindung zwischen unversorgter Hörminderung und einem erhöhten Demenzrisiko nahe. Das ist auch nachvollziehbar: Nimmt man gewisse akustische Signale nicht mehr wahr, muss sich das Gehirn enorm anstrengen, um überhaupt etwas zu verstehen, zum Beispiel den Inhalt gesprochener Sprache. Dadurch sind Betroffene oft erschöpft, ziehen sich aus dem sozialen Kontext zurück, meiden Gruppen und Telefonate, suchen die Isolation. Das wiederum kann Vereinsamung, Depression oder die Abnahme der kognitiven Leistungsfähigkeit nach sich ziehen. Auch berichten unversorgte Schwerhörige über eine schlechtere Schlafqualität und höheren Stress aufgrund der zum Hören erforderlichen Dauerkonzentration.

Über all diese Zusammenhänge wollen wir aufklären und nahelegen, regelmäßig einen Hörtest zu machen – spätestens ab dem 50. Lebensjahr. Und wenn dieser auffällig ist: Keine Scheu vor dem Arztbesuch. Wenn man weiß, was dahinter liegt, kann man eine Hörminderung erfolgreich behandeln und das Leben wieder in vollen Zügen und mit vollen Ohren genießen.

TRT: Vielen Dank für das Gespräch.