Symbolbild. Ein Landwirt versprüht auf einem Feld ein Pestizid. / Foto: DPA (dpa)
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Die EU-Kommission stellt am Mittwoch neue Pläne zum Umgang mit Gentechnik in der Landwirtschaft vor. Wie aus bekanntgewordenen Entwürfen hervorgeht, dürfte die Brüsseler Behörde vorschlagen, die bestehenden Regeln deutlich zu lockern. Damit könnte es einfacher werden, mit Verfahren wie der Gen-Schere Crispr/Cas neue Pflanzen für Nahrungs- und Futtermittel zu züchten. Eingriffe mit dieser Methode sind präzise, erzielte Ergebnisse können im Zweifel auch durch herkömmlichen Verfahren entstehen.

Ziel der Deregulierung ist unter anderem, dass schneller neue Pflanzen zum Einsatz kommen, die etwa widerstandsfähiger gegen Wassermangel oder Schädlinge sind. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler drängen schon länger darauf, die strengen EU-Regeln für sogenannte grüne Gentechnik zu lockern.

Verschiedene Positionen zum Vorhaben

Von Vertreterinnen und Vertretern der Ampel-Parteien waren bislang unterschiedliche Positionen zu dem Vorhaben zu hören. „Wer diese Technologie ablehnt, agiert fahrlässig und verantwortungslos“, sagte Carina Konrad, stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende, der Deutschen Presse-Agentur. Dies sollten auch das Umwelt- und Landwirtschaftsministerium endlich anerkennen.

Aus dem vom Grünen Cem Özdemir geführten Agrarministerium hieß es jüngst, gentechnisch veränderte Pflanzen sollten eine Risikoprüfung durchlaufen, gekennzeichnet werden und rückverfolgbar sein. Aus dem Bundesumweltministerium unter Leitung von Steffi Lemke (Grüne) gab es skeptische Äußerungen bezüglich einer Lockerung von Gentechnik-Regeln.

Auch in den Reihen der SPD gibt es Kritik an der Gentechnik: „Ihr gesellschaftlicher Nutzen wird in der Theorie oft behauptet, aber in der Praxis zielt die Gentechnik auf Patente und Profite“, sagte Entwicklungsministerin Svenja Schulze der Funke Mediengruppe.

NGOs befürchten mehr Kontrolle

Kritiker, etwa Nichtregierungsorganisationen, fürchten, dass große Konzerne noch mehr Kontrolle über die Lebensmittelproduktion bekommen könnten. Zudem sehen etwa Verbraucherschützer die Gefahr, dass Menschen sich nicht mehr bewusst gegen Essen entscheiden könnten, das durch neue Gentechnikmethoden verändert wurde. Mehr Risiken für die Gesundheit durch eine Deregulierung wie geplant sehen weder die EU-Kommission noch Forscher. EU-Staaten und Europaparlament müssen die Vorschläge noch diskutieren und einen Kompromiss ausarbeiten.

Wissenschaftler begrüßen Lockerungen

Forschende haben das Vorhaben bislang klar begrüßt: Führende wissenschaftliche Organisationen in Deutschland und Europa bewerteten die Technologie ähnlich wie die Kommission, betonte Nicolaus von Wirén vom Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung. Es gehe von derartig veränderten Pflanzen kein erhöhtes Risiko für Mensch und Natur aus.

Franz-Martin Rausch, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Lebensmittel (BVLH), sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), dass umfassende Verbraucherinformationen ein langjähriger Grundpfeiler des EU-Lebensmittelrechts sei und Verbrauchern eine Wahlmöglichkeit gelassen werden sollte.

dpa