26.05.2021, Türkei, Istanbul: Schuster Öncel Kalkan zeigt vor seinem Laden den größten Schuh, den er je produziert hat – er ist 57 Zentimeter lang. Der Schuhmacher ist weit über die Grenzen der Türkei für seine Arbeit bekannt. Er fertigt Schuhe für Menschen mit besonders großen Füßen an und hat Kunden in der ganzen Welt. (dpa)
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Er selber trägt nur Schuhgröße 39, aber seine Kunden leben meist wortwörtlich auf großem Fuß: Öncel Kalkan ist Schuhmacher in Istanbul, aber weit über die Grenzen der Türkei für seine Arbeit bekannt. Er fertigt nämlich Schuhe für Menschen mit besonders großen Füßen und hat Kunden in der ganzen Welt. „Sowas wie ich macht kaum jemand“, sagt der gelernte Schuster.

Kundenakquise beruht allein auf Empfehlung

In einer schmalen Passage gleich an der bekannten Istanbuler Einkaufsstraße İstiklal hat Kalkan seinen Laden „Adım“ (auf Deutsch: Schritt) – seit 1988. Ein goldenes Schild im Schaufenster des von außen recht unscheinbar wirkenden Ladens verrät, dass hier Großes verkauft wird: Schuhe ab der Größe 45. Werbung braucht der Schuster keine: „Die Kunden kommen so oder so. Das geht über Mund-zu-Mund-Propaganda.“ Sein Handwerk betreibt der 57-Jährige traditionell, Schuhe fertigt er in einer nahe gelegenen Kellerwerkstatt, meist auf Bestellung. Einen Online-Shop hat er auch nicht.

Mit verschmitztem Lächeln zieht er den größten Schuh, den er je gefertigt hat, aus dem Regal: Der ist aus braunem Leder und hat die stattliche Größe 57. Manche sagten, er fertige „Schuhe für Riesen“. Besonders Basketballspieler und andere Sportler kaufen jetzt bei ihm ein, sagt Kalkan.

Die Liebe zu Beşiktaş zog ihn nach Istanbul

Zu seinem Beruf und zur Spezialisierung auf große Füße ist er zufällig gekommen: „Mein Vater war Bauer in Konya, das war nicht mein Ding.“ Mit 15 Jahren bricht er auf nach Istanbul, „weil ich unbedingt ein Beşiktaş-Spiel sehen wollte“, sagt der kahlköpfige Kalkan und lächelt hinter seiner Maske. Er selbst nennt sich einen „fanatischen“ Anhänger des Istanbuler Fußballvereins. In Istanbul angekommen, habe er auf der Suche nach einem Job Bekannte aus Konya getroffen. „Sie sagten, sie lernen Schuster. Ok, das mach ich auch, hab ich gesagt.“ Einen Tag später begann seine Ausbildung.

Kurz nach der Ladeneröffnung seien zwei US-amerikanische Basketballspieler in seinen Laden gekommen und hätten nach Schuhen in Größe 52 gefragt. Einer davon war Marcus Webb, erzählt Kalkan. Der Schuster machte sich an die Arbeit – und Webb fuhr mit 32 neuen Paar Schuhen nach Hause. Seither produziert Kalkan nur noch in Ausnahmefällen Schuhe in gängigen Größen. Auch Frauen gehören zu seiner Kundschaft, eine Volleyballspielerin mit Schuhgröße 46 zum Beispiel. Maximal 600 türkische Lira nimmt er für ein Paar – umgerechnet knapp 60 Euro.

Seine Arbeit mache ihm Spaß, aber nach über dreißig Jahren im Geschäft sei er langsam müde. Zwei, drei Jahre wolle er den Laden noch halten, erklärt Kalkan, dann aufs Dorf ziehen und „entspannen“. Um sein eigenes Fußkleid macht er sich übrigens nur wenig Gedanken: „Ich kaufe, was mir so über den Weg läuft.“

dpa