Eine ehemalige Rechtsextremistin will der Linkspartei beitreten. Bei der Personalie handelt es sich um die YouTuberin „Lisa Licentia“ – mit bürgerlichem Namen Lisa H. Der Mitgliedsantrag, über den ein Parteigremium entscheiden muss, sei bereits gestellt. Bei den Linken regt sich jetzt bereits Widerstand gegen die schillernde Aktivistin, berichten mehrere Medien. Über ihre Aufnahme entscheide zwar der Kreisverband, der Landesverband in NRW und einige Abgeordnete der Partei haben allerdings bereits Einspruch eingelegt.
AfD-Sprecher Lüth tappte in die Falle
Bei Lisa H. handelt es sich um eine YouTuberin, die sich als rechte Investigativreporterin präsentierte. Vor etwa einem Jahr wurde sie durch eine Reportage unter dem Titel „Rechts. Deutsch. Radikal“ bundesweit bekannt. Lisa Licentia agierte damals für den Privatsender Pro7 als Lockvogel und entlockte dem ehemaligen AfD-Fraktionssprecher Christian Lüth rassistische Äußerungen.
In Gespräch habe sie von diesem unter anderem wissen wollen, ob hohe Flüchtlingszahlen für die AfD immer noch von Nutzen wären. Lüths Antwort lautete: Diese seien gut für die Partei. Anschließend fügte er mit Blick auf die Flüchtlinge hinzu: „Wir können die nachher immer noch alle erschießen. Das ist überhaupt kein Thema. Oder vergasen.“
Solange „ein paar Idioten antisemitisch rumlaufen, müssen wir dafür sorgen, dass es Deutschland schlecht“ gehe, erläuterte Lüth weiter. Das nutze der Partei. Unter Tränen habe Lisa H. in der Fernsehsendung, in der sie sich von der extremen Rechten distanzierte, auch gesagt, sie wolle die „ganze Scheiße“ nicht. Sie sei da reingeschlittert und komme nicht wieder raus.
Von den Identitären über die Junge Union zur Linkspartei?
Zu jener Zeit zählte sie bereits zu den bekanntesten Akteuren der ultrarechten Szene im Internet. In ihren späteren Videos nimmt sie auch Stellung zu ihren rechten Aktivitäten. Sie habe zur Vereinigung „120 Dezibel“ gehört. Die antifeministische Aktivistinnengruppe gehörte untrennbar zur rechtsextremistischen „Identitären Bewegung“. Dort sei sie ein halbes Jahr aktiv gewesen. Nach ihrem verkündeten Austritt aus der rechtsextremen Szene sei sie von 2019 bis 2020 auch CDU-Mitglied gewesen. Dies habe laut Medienberichten auch die Junge Union Rhein-Berg bestätigt.
Die Linkspartei zweifelt aber an der politischen Neuausrichtung der 28-Jährigen. Katharina König-Preuss, Landtagsabgeordnete der Linkspartei in Thüringen, will dem Antrag auf Mitgliedschaft widersprechen. Sie habe Lisa Licentia 2019 auf einer Demonstration zum 1. Mai in Erfurt erlebt.
Soll Mitgliedsantrag nur der Selbstinszenierung dienen?
Die YouTuberin habe auf der Veranstaltung gefilmt. Kurz darauf landeten die Aufnahmen auf einem AfD-Kanal. Unter dem Video seien heute noch Kommentare wie „Über diese Frau gibt es doch ein Lied der Gruppe ‚Erschießungskommando‘“ zu lesen.
In dem Lied kündigt die Neonaziband an, König-Preuss zu ermorden. Da Licentias Videos nach wie vor auf entsprechenden Kanälen zu sehen seien, sei ihr Ausstieg nicht glaubwürdig. Zudem versuche Lisa H. weiterhin, über ihre Kanäle, über Klicks, über öffentliche Auseinandersetzungen und vieles mehr Geld zu verdienen. König-Preuss fürchte daher, dass H. die Linkspartei lediglich nutzen will, um sich wieder ins Gespräch zu bringen.
TRT Deutsch
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