Portugal hat im Rahmen seiner EU-Präsidentschaft das Ende der Obdachlosigkeit in der EU bis 2030 als Ziel ausgerufen. (Archivbild) (dpa)
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Die Europäische Union hat sich ein hohes Ziel gesetzt: Bis 2030 soll es in Europa keine Obdachlosen mehr geben. Zu diesem Zweck wird am Montag in Lissabon eine „Europäische Plattform zur Bekämpfung der Obdachlosigkeit“ ins Leben gerufen. Sie soll es den EU-Mitgliedstaaten, aber auch Kommunen und Dienstleistern ermöglichen, sich untereinander auszutauschen, um effiziente und innovative Ansätze zu finden.

Seit Jahren nimmt das Problem wieder zu „Ich glaube zwar nicht, dass wir bis 2030 in Europa wirklich allen Obdachlosen ein Dach über dem Kopf geben können. Aber diese Plattform wird helfen, die Obdachlosigkeit in Europa stark zu reduzieren“, sagte Portugals EU-Staatssekretärin Ana Paula Zacarias. Portugal hat die Stärkung sozialer Rechte in der Europäischen Union zu einem der Hauptpfeiler seiner am 30. Juni zu Ende gehenden EU-Ratspräsidentschaft gemacht. Zacarias stellte klar, die Obdachlosigkeit entwickle sich derzeit in ganz Europa zu einem immer größeren sozialen Problem, das sich durch die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie noch weiter verstärken dürfte. Seit Jahren nimmt die Obdachlosigkeit laut Statistiken europaweit wieder zu; vor allem seit der Finanzkrise zwischen 2008 und 2011. Laut Bericht des Europäischen Dachverbands nationaler Organisationen der Wohnungslosenhilfe FEANTSA waren 2020 rund 700.000 Menschen in Europa ohne feste Bleibe. Das sind 70 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren.

Rund 40.000 Obdachlose leben in Deutschland

Nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG) leben in Deutschland derzeit rund 40.000 Menschen auf der Straße. BAG-Geschäftsführerin Werena Rosenke äußerte gegenüber der KNA die Hoffnung, dass die neue europäische Plattform dabei helfen wird, „Wohnungslosigkeit auf die Agenda der EU zu setzen und die politischen Debatten um nationale Strategien zur Bekämpfung von Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit zu befördern“. Zwar sei auch sie skeptisch bezüglich des zeitlichen Ziels. „Aber wenn bis 2030 viele Schritte in die richtige Richtung gemacht werden, ist das auch schon ein Erfolg“, so die Sozialexpertin. Obdachlose seien nicht nur aus dem Wohnungsmarkt ausgegrenzt, sondern auch aus anderen existenziellen Lebensbereichen wie Erwerbsarbeit, Bildung, medizinischer Versorgung, sagte Rosenke. Daher fordere ihr Verband eine umfassende Nationale Strategie zur Überwindung von Wohnungsnot und Armut.

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