30.10.2021, Hessen, Frankfurt/Main: Zahlreiche Menschen gehen über Frankfurts zentrale Einkaufsmeile, die Zeil. (dpa)
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Das zweite Jahr in Folge hat die Bevölkerungszahl in Deutschland Schätzungen zufolge stagniert. So lebten Ende 2021 hierzulande etwa 83,2 Millionen Menschen, also etwa so viele wie in den beiden Vorjahren. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag weiter mitteilte, lag die Zahl der Sterbefälle im vergangenen Jahr deutlich über der Anzahl der Neugeborenen. „Die Lücke zwischen den Geburten und Sterbefällen konnte allerdings durch die gestiegene Nettozuwanderung geschlossen werden“, hieß es. Die Daten beziehen sich auf vorläufige Zahlen.

Positiver Wanderungssaldo gerät zunehmend unter Druck
Seit der Wiedervereinigung war es hierzulande überwiegend zu einem Wachstum der Bevölkerung gekommen. Dieser Zuwachs hatte sich jedoch ausschließlich aus dem positiven Wanderungssaldo ergeben – also dadurch, dass mehr Menschen nach Deutschland gekommen als abgewandert waren. „Ohne diese Wanderungsgewinne wäre die Bevölkerung bereits seit 1972 geschrumpft, da seither jedes Jahr mehr Menschen starben als geboren wurden“, erklärten die Statistiker. Im ersten Pandemie-Jahr 2020 war die Zuwanderung dann deutlich zurückgegangen und es hatte erstmals seit Jahren keinen Bevölkerungszuwachs mehr gegeben.
Wie sehen die Daten zu den Sterbefällen und Geburten 2021 konkret aus? Dem Bundesamt zufolge gab es einen Zuwachs bei den Neugeborenen-, aber vor allem bei den Todeszahlen. Ausgehend von den bereits vorliegenden Meldungen der Standesämter sei mit etwa 1,02 Millionen Toten zu rechnen, hieß es. Damit starben erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg mehr als eine Million Menschen in einem Jahr (2020: 985.572). „Der Grund ist der hohe Anteil an alten Menschen in der Bevölkerung“, erklärt Martin Bujard vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Derzeit seien die geburtenstarken Jahrgänge Ende der 1930er Jahre in einem Alter, in dem viele sterben. Dieser Anstieg sei durch Corona noch verstärkt worden.
Kein Rückgang bei Geburten erwartet
Was die Geburten betrifft, rechnet das Statistische Bundesamt für das vergangene Jahr mit 775.000 bis 795.000 Neugeborenen. Zum Vergleich: 2020 kamen 773.144 Kinder zur Welt. „Im Gegensatz zu vielen anderen Industrieländer sieht man bei uns keinen Rückgang bei den Geburten, das ist schon bemerkenswert“, sagt Bujard.
Der Wanderungssaldo - also der Saldo aus Zu- und Fortzügen - für 2021 wird auf ein Plus zwischen 270.000 und 320.000 geschätzt. Besonders aus Rumänien, Syrien und Afghanistan seien viele Menschen nach Deutschland gekommen. 2020 lag der Wert nur bei 220.251. Dennoch kommen die aktuellen Zahlen noch nicht an den Saldo im Vor-Corona-Jahr 2019 mit 327.060 heran. Im Jahr 2015, zum Höhepunkt der Flüchtlingskrise, war mit rund 1,1 Millionen der Rekord erreicht worden.
Das Bundesamt berücksichtigt für seine Berechnungen alle gemeldeten Einwohnerinnen und Einwohner Deutschlands unabhängig von der Staatsangehörigkeit.

dpa