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Im Fall einer künftigen kontrollierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene haben Sucht-Experten vor Folgeschäden gewarnt und vorbeugende Maßnahmen verlangt. Es brauche unter anderem eine Mengenbegrenzung beim Verkauf und Warnhinweise. Zudem müsse der illegale Handel konsequent unterbunden werden und vor allem sei der Jugendschutz in den Blick zu nehmen und auszubauen. Das forderten führende deutsche Sucht-Fachgesellschaften in einem gemeinsamen Positionspapier, das die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) am Mittwoch veröffentlichte.
Die Ampel-Regierung will laut Koalitionsvertrag eine kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in bestimmten lizenzierten Geschäften erlauben. Die Experten forderten den Gesetzgeber zu Maßnahmen auf, um „die gesundheitlichen und sozialen Folgeschäden zu mindern, die bei einer Ausweitung des Cannabiskonsums erwartbar wären“.
Der Forderungskatalog kommt von der DHS, der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie sowie den beiden Deutschen Gesellschaften für Suchtmedizin und für Suchtpsychologie. Man decke das gesamte Spektrum der Prävention, Forschung, Therapie und Beratung ab und sei konfrontiert mit allen „cannabisbezogenen Störungen und Konsumfolgen“. Vor diesem Hintergrund ist aus Sicht der Unterzeichner ein Bündel von Vorkehrungen erforderlich: Die Zahl der lizenzierten Verkaufsstellen sei zu begrenzen, ebenso deren Öffnungszeiten. Sie müssten einen Mindestabstand zu Jugendfreizeiteinrichtungen und Schulen einhalten. Der Konsum solle dort untersagt werden, auch der Verkauf von Alkohol und Tabak. Experten für legale Cannabis-Abgabe erst ab 21 Jahren
Die Experten verlangen zudem, eine legale Abgabe von Cannabis nicht ab 18 Jahren zu erlauben, sondern erst ab 21 Jahren. „Begründung: Abschluss der Ausreifung des Gehirns, Minderungen von Risiken für Cannabisfolgestörungen“, wie es in dem Papier heißt. Verstöße gegen den Jugendschutz müssten mit einem Entzug der Verkaufslizenz sanktioniert werden. Gefährliche Zubereitungen sollten verboten werden, ebenfalls jegliche direkte oder indirekte verkaufsfördernde Maßnahme. Verpackungen seien mit Warnhinweisen und Telefonnummern von Beratungsangeboten zu versehen.
Parallel zum Ansteigen der Steuereinnahmen durch den Cannabisverkauf solle in vergleichbarer Größenordnung investiert werden in „verbesserte Prävention, Früherkennung, Frühintervention, Beratung, Begleitung und Behandlung sowie der Versorgungs- und Therapieforschung im Bereich cannabisbezogener Störungen“. Die Fachgesellschaften warnen ferner: Es sei damit zu rechnen, „dass der illegale Markt entgehende Umsätze durch einen höheren Verkaufsdruck über günstigere Preise und den Verkauf an Minderjährige begegnen wird“.
Der neue Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD) hatte kürzlich gesagt: „Es macht keinen Sinn, jetzt die Legalisierung übers Knie zu brechen, wenn dann wenig später die Verkaufsstellen wieder schließen müssen, weil wir etwas vergessen haben.“ Es werde aber auf jeden Fall noch in dieser Wahlperiode „ein Gesetz geben, mit dem Cannabis für Erwachsene legal, aber kontrolliert und sicher in Deutschland zu kaufen sein wird.“
Die Fachgesellschaften mahnten eine umfassende Begleitforschung an. Außerdem solle eine Gruppe von Experten verschiedener Disziplinen die Regierung bei einer Umsetzung beraten.

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dpa