Yasin Öztekin im Interview mit TRT Deutsch (Screenshot aus dem Interview)
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von Emre Bölükbaşı Von 1996 bis 2011 war Yasin Öztekin Jugend- und Profifußballer bei Borussia Dortmund. Seitdem stellt er sein Talent in der Türkei unter Beweis. Die erfolgreichsten Jahre seiner Profikarriere verbrachte der Offensivspieler bei Galatasaray. Mit dem Istanbuler Spitzenklub gewann er in vier Spielzeiten insgesamt sechs Pokale, darunter zwei türkische Meisterschaften. Aktuell läuft er als Kapitän für Samsunspor auf.

Im Interview mit TRT Deutsch blickt er unter anderem auf seine Zusammenarbeit mit Trainer Jürgen Klopp und die „unglaubliche“ Zeit bei Galatasaray zurück. Er verrät zudem seine weiteren Karrierepläne – ein Trainerposten in der Jugendabteilung von Borussia Dortmund steht dabei ganz oben auf der Wunschliste Öztekins.

Sie wurden 1996 im Alter von neun Jahren von Borussia Dortmund entdeckt. Wie kam es dazu? Ich habe in einem kleinen Ortsverein namens SG Alemannia Scharnhorst in Dortmund mit dem Fußball angefangen. Wir haben auch ab und zu gegen den BVB gespielt, draußen und in der Halle. Und nach einem Spiel sind sie zu meinem Vater gekommen und haben gesagt, ich könne mal zum Probetraining kommen. Nach dem ersten Training haben sie mich direkt in die E-Jugend übernommen und so hat es angefangen.

  1. Sie stiegen unter Trainer Jürgen Klopp in die A-Mannschaft auf. Wie war damals euer Verhältnis?

Als ich bei den Amateuren war, hat mich der Trainer zur Pro-Trainingseinheit gerufen. Dort habe ich zum ersten Mal mit ihm zusammengearbeitet. Nach diesem Training hat er mich umarmt und hat gesagt: „Ab jetzt bist du nur noch bei uns, bei den Profis“. Ich habe einen Profivertrag bekommen. Für mich war das einfach super, mit ihm arbeiten zu dürfen. Ich habe sehr viel von ihm gelernt. Er war damals schon sehr diszipliniert. Die Trainingseinheiten waren sehr temporeich. Für mich war das der beste Trainer, mit dem ich je trainiert habe.

Yasin Öztekin und Jürgen Klopp bei Borussia Dortmund (bvb-fotos.de)
  1. Würden Sie nach Ihrer Fußballerkarriere gerne selbst Trainer werden? Könnten Sie sich zum Beispiel einen Posten bei Borussia Dortmund vorstellen?


Ich bin jetzt 35 Jahre alt. Ich fühle mich noch topfit. Natürlich will ich nach meiner Fußballkarriere Trainer werden. Aber ich bin gerade noch sehr aktiv im Fußball, will noch ein paar Jahre spielen und habe noch einige Ziele. Aber natürlich: Nach dem Fußball würde ich gerne beim BVB in der Jugend arbeiten. Ich will mich langsam weiterentwickeln als Trainer.

Ich habe mit sehr vielen Trainern hier in der Türkei gearbeitet. Beim BVB habe ich mit sehr vielen Trainern gearbeitet und ich habe immer dazugelernt. Und auf jeden Fall möchte ich, wenn es klappen würde, beim BVB anfangen, in der Jugend – wie U15, U16 – und dann mich einfach weiterentwickeln. Und ich hoffe, dass ich dann all das, was ich gelernt habe – hier in der Türkei, in Deutschland – dass ich das als Trainer umsetzen kann. Ich hoffe, sie geben mir eine Chance beim BVB, dass ich mich weiterentwickeln kann, dass ich auch dem BVB helfen kann, den jungen Spielern.

Werden Ihre Erfahrungen mit Klopp Ihren Stil beeinflussen, falls Sie Trainer werden sollten?


Ich habe sehr, sehr viel von ihm gelernt. Als Person, als Trainer. Die Trainingseinheiten waren sehr, sehr intensiv. Wir haben viele Läufe gemacht, viele Trainingseinheiten, viel Krafttraining. Wenn ich Trainer werden will, dann werde ich das auch umsetzen. Ich habe ja auch hier in der Türkei mit sehr vielen Trainern gearbeitet. Von jedem Trainer habe ich etwas Gutes dazugelernt. Und wenn ich Trainer werden will, will ich auf jeden Fall das umsetzen, was er mir damals beigebracht hat. Bevor ich Trainer werde, will ich ihn auf jeden Fall noch mal sehen. Ich will wissen, was er alles geändert hat. Und diese Kleinigkeiten werden mich, glaube ich, weiterbringen im Fußball als Trainer.

  1. Sie kennen die Atmosphäre in der Bundesliga, die BVB-Fans zählen zu den besten der Welt. Sie kennen auch die türkischen Fans sehr gut. Welche Unterschiede gibt es hier?


Erstens möchte ich sagen, dass die Dortmunder Fans zu den besten Fans auf der ganzen Welt gehören. Ich war ja 12-13 Jahre beim BVB und ich bin immer zu den Heimspielen gegangen als Balljunge damals. Und ich stand immer hinter dem Tor vor der Südtribüne. Das war einfach unglaublich, wie viele Fans immer dort waren. Und die sind einfach sehr laut. Die geben der Mannschaft immer einen Push. Die können manchmal auch selber Spiele entscheiden.

Natürlich haben wir auch hier in der Türkei sehr gute, sehr laute Fans. Es gibt aber Unterschiede zwischen der Türkei und Deutschland. Die sind jetzt nicht so groß im Fan-Bereich, aber es gibt natürlich Unterschiede im Fußball.

Welche Unterschiede gibt es denn beim Fußball in Deutschland und der Türkei?

Man muss in der Türkei die Jugend ändern. Die Trainer müssen besser werden. Die müssen sich mehr Gedanken machen über die jungen Spieler. Da muss mehr Qualität rein, da muss mehr Disziplin rein. Fußballer will jeder werden, aber man muss auch richtig trainieren. Und das ist es. In Deutschland hat man das. Und in der Türkei fehlt das noch ein bisschen. Ich hoffe, das ändert sich langsam. Wenn man es möchte und wenn man es professionell angeht, dann kann man das auch schaffen.

Yasin Öztekin im Galatasaray-Trikot (Instagram-Account von Yasin Öztekin)

Als Galatasaray-Spieler haben Sie in der Champions League gegen den BVB gespielt. Wie fühlte sich das damals an?
Als ich in die Türkei gekommen bin, wollte ich unbedingt mal gegen Dortmund spielen. Und als wir diese Champions-League-Auslosung hatten, habe ich mir so sehr erhofft, dass Dortmund in unsere Gruppe kommt. Für mich war das ein Highlight, gegen sie zu spielen, Jürgen Klopp zu sehen, meine alten Mitspieler zu sehen. Es war einfach riesig.

Welche ihrer Mitspieler stachen aufgrund ihrer Qualität besonders hervor?
In Dortmund hatten wir sehr gute Spieler wie Rosicky und Leonardo Dede, Tinga, Sebastian Kehl, im Tor Roman Weidenfeller, Mats Hummels, Mario Götze – das waren schon Top-Spieler. Und in der Türkei habe ich auch in vielen Mannschaften gespielt wie Trabzonspor oder Galatasaray. Und da gab es Spieler wie Wesley Sneijder, Selçuk Inan, Felipe Melo. Da hatten wir auch sehr gute Spieler.

  1. Wie bewerten Sie die Leistungen ihres ehemaligen Mitspielers Nuri Şahin als Trainer?


Ein sehr guter Spieler war das, hat einen super linken Fuß. Das Spielverständnis war super bei ihm und es war immer ein Genuss, mit ihm zu spielen. Natürlich hat er jetzt auch sehr viel Erfahrung im Fußball erlebt und jetzt läuft es gerade gut bei ihm. Wir telefonieren auch ab und zu mit ihm und ich bin sehr froh, dass ich ihn einfach auf dem Platz sehen kann. Und wenn ich solche Leute wie Nuri dort sehe als Trainer, dann möchte ich das auch unbedingt machen.

Sie wechselten in der Saison 2014/15 zu Galatasaray und konnten dort viele Erfolge feiern. Wie war ihre erste Saison bei dem Istanbuler Spitzenklub?
Die erste Hälfte von der Saison war jetzt nicht überragend für uns. Es war ein turbulenter Anfang von mir und auch von der Mannschaft. Nach der Hinrunde kam ein neuer Trainer zu Galatasaray und von da an habe ich fast alle Spiele gemacht. Das war dann schon eher eine überragende Saison für uns, für mich. Das muss man erleben, das kann man nicht einfach so beschreiben. 55.000 Fans im Stadion, die Fans waren unglaublich, haben viel Druck gegeben und gepuscht und deswegen sind wir auch Meister geworden. Nach der schwierigen Zeit wurde es immer besser und am Ende wurden wir Meister. Danach kam die Feier und all das drumherum war einfach genial und einfach unglaublich.

Yasin Öztekin bei der Meisterschaftsfeier von Galatasaray (Instagram-Account von Yasin Öztekin)

Sie haben auch in der Türkei mit sehr wichtigen Trainern zusammengearbeitet. Welche Erfahrungen konnten Sie dabei sammeln?
In der Türkei habe ich mit ganz vielen Trainern gearbeitet. Mit Şenol Güneş bei Trabzonspor, mit Fatih Terim bei Galatasaray und in der türkischen Nationalmannschaft. Das sind natürlich sehr gute Trainer hier in der Türkei, die besten. Das sind einfach tolle Menschen, von denen ich auch viel gelernt habe. Ich bin einfach froh, dass ich mit so einem Trainer wie Fatih Terim bei Galatasaray gearbeitet habe – mit ihm wurde ich auch Meister. Ich habe ja sechs Pokale gewonnen bei Galatasaray – und ein oder zwei davon mit Fatih Terim. Wir hatten 2015/16 eine sehr gute Zeit, wo wir 15 bis 18 Spiele unbesiegt waren. Das war einfach eine tolle Zeit und ich habe sehr viel von ihm gelernt.

Aktuell spielen Sie für Samsunspor. Wie würden Sie den bisherigen Verlauf der Saison bewerten?
Bis jetzt haben wir eine durchschnittliche Saison erlebt bei Samsunspor. Aber wir haben noch neun Spiele. Wir wollen direkt aufsteigen oder in die Playoffs kommen, damit wir von dort aufsteigen können. Ich bin hier Kapitän in der Mannschaft. Ich bin sehr glücklich hier. Wir haben eine super Stadt, ein super Stadion. Ich hoffe, die letzten Spiele können wir mit der Hilfe unserer Fans gewinnen und wir arbeiten dran.

Vielen Dank für das Gespräch!

TRT Deutsch