Umweltministerin: Extremwetterlagen in Deutschland „gehen nicht mehr weg“
„In den kommenden zehn Jahren entscheidet sich, ob wir es schaffen werden, die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen“, sagt die deutsche Umweltministerin. Ein Bericht des Weltklimarats zum Stand des Klimawandels hält dies zunehmend für illusorisch.
06.03.2021, Berlin: Svenja Schulze (SPD), Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, stellt in der Bundespressekonferenz die deutsche Klima-Bilanz 2020 vor. (DPA)

Düstere Prognosen zur Klimaentwicklung: Nach den Worten von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) enthält der vom Weltklimarat erwartete aktuelle Bericht alarmierende Erkenntnisse. Der Bericht mache unmissverständlich klar, dass sich auch Deutschland auf immer mehr Extremwetterereignisse einstellen muss. „Die gehen nicht mehr weg, denn wir können den bereits erfolgten Klimawandel nicht zurückdrehen. Wir können die Erderhitzung aber verlangsamen“, sagte die SPD-Politikerin der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Montag).

„Es gibt keinen point of no return“

„Es gibt keinen Zweifel mehr am menschengemachten Klimawandel. Die Beweislage ist erdrückend“, meinte Schulze. Der Weltklimarat veröffentlichte am Montagvormittag seine aktuellsten Erkenntnisse zum Klimawandel. In dem Report geht es um die Auswirkungen der Erderwärmung auf die verschiedenen Regionen der Erde. Bewertet wurden die Meeresspiegel, Gletscher und Eisschilde sowie extreme Wetterverhältnisse. Mehr als 230 Forscherinnen und Forscher aus 66 Ländern haben an dem Bericht mitgewirkt.

„In den kommenden zehn Jahren entscheidet sich, ob wir es schaffen werden, die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen“, sagte Schulze. Immerhin habe sich einiges getan. Noch vor wenigen Jahren sei die Welt auf einem Kurs in Richtung 3,5 Grad gewesen. Mittlerweile steuerten viele Staaten um und begönnen mit der Absenkung des Treibhausgasausstoßes. „Das bringt uns mittlerweile Richtung 2,4 Grad“, sagte die deutsche Umweltministerin. Bei der Klimakonferenz im November in Glasgow werde es darauf ankommen, viele Länder für einen gemeinsamen Klimaschutz an Bord zu holen. Spätestens 2050 müsse die Menschheit „klimaneutral“ leben. Das 1,5-Grad-Ziel könnte jedoch bereits 2030 gescheitert sein, hieß es ersten Meldungen zufolge in dem Bericht.

Einer der Mitautoren des Berichts, Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg, sagte im „Morgenmagazin“ des ZDF: „Es gibt keinen Punkt, an dem es zu spät wäre, den Klimaschutz weiterzutreiben, egal wie viel Erwärmung es schon gegeben hat.“ Er sei sehr unglücklich, wenn von einem „point of no return“ die Rede sei.

Müller fordert weltweiten „Green Deal“

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag): „Wir müssen jetzt die Weichen für einen grünen Wiederaufbau nach der Corona-Krise stellen.“ Er forderte einen weltweiten Green Deal nach dem Vorbild des für die Europäische Union beschlossenen Investitionsprogramms „mit gewaltigen privaten Investitionen zum Ausbau erneuerbarer Energien sowie Technologietransfers und einer Investitionsoffensive der Industrieländer in Schwellen- und Entwicklungsländern“.

„Nur so ist es möglich, Wachstum ohne dramatische Steigerung der CO2-Emissionen zu erzielen“, sagte Müller. Weltbank, der Internationale Währungsfonds, Entwicklungsbanken und die EU müssten die Investitionsförderung und Risikoabsicherung für nachhaltige Infrastruktur- und Energieprojekte dazu deutlich ausbauen.

Quelle: epd

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