Druck auf Moskau: Türkei fordert sofortigen Stopp aller Angriffe auf Idlib
Die Türkei hat mit Russland verhandelt, um einen neuen Waffenstillstand nach verstärkter Bombardierungen und Regime-Angriffe in der nordwestlichen syrischen Provinz Idlib zu erreichen. Das erklärte der Sprecher des türkischen Präsidenten am Dienstag.
Zerstörung in Idlib (AA)

„Wir verfolgen den Prozess zur Beendigung der Angriffe sehr genau, und diese Angriffe sollten sofort beendet und im Rahmen eines neuen Waffenstillstands umgesetzt werden“, sagte der türkische Präsidentensprecher Ibrahim Kalın auf einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. „Das ist unsere wichtigste Erwartung von der russischen Seite.“

Die Türkei hat am Montag eine Delegation unter Leitung des türkischen Vize-Außenministers Sedat Önal zu Gesprächen über Idlib nach Moskau entsandt. Kalın gab in diesem Zusammenhang an, dass die russischen Behörden der türkischen Delegation sagten, dass Moskau versuchen werde, seinen Einfluss auf Assad für eine Einstellung der Gewalt geltend zu machen. Kalın betonte:

„Wir warten nun darauf, dass (Russland) in den kommenden 24 Stunden mit den Bemühungen um ein Ende der Angriffe des Regimes in Idlib beginnt.“

Ibrahim Kalın

Die Türkei beherbergt bereits rund 3,7 Millionen Syrer - die größte Flüchtlingspopulation der Welt. Präsident Tayyip Erdogan sagte am Sonntag, die Türkei könne einen neuen Zustrom nicht mehr verkraften. Er forderte Russland auf, seine Luftangriffe in der nordwestlichen syrischen Provinz Idlib zu beenden.

Die in der Türkei ansässige Stiftung für humanitäre Hilfe (IHH) erklärte am Montag, dass 120 000 Syrer in Richtung der türkischen Grenze fliehen. Der türkische Staatschef sprach zuvor von 80 000.

Im Gespräch mit TRT Deutsch kritisierte der Verteidigungsanalyst und Syrien-Experte der Denkfabrik SETA, Ömer Özkızılcık, das Vorgehen von Russland und des Assad-Regimes. Er sagte:

„Beide führen eine fragwürdige Strategie in Idlib durch. Diese lautet, bombardiere die Region, lass ein paar tausende syrischen Zivilisten als Flüchtlinge an die türkische Grenze kommen, erobere ein Gebiet und nachdem die Türkei beginnt zu protestieren, stoppe die Operation, lass die Situation abkühlen und starte von neu. Diese Strategie wird von beiden seit einem Jahr angewendet.“

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Der UNO-Generalsekretär Antonio Guterres forderte ein sofortiges Ende der Feindseligkeiten. „Der Generalsekretär erinnert alle Parteien an ihre Verpflichtungen, die Zivilbevölkerung zu schützen und die Bewegungsfreiheit zu gewährleisten“, sagte der Sprecher der UNO, Stephane Dujarric, in einer Erklärung.

Der syrische Diktator Baschar al-Assad hat geschworen, die Idlib-Region zurückzuerobern, das letzte bedeutende Gebiet Syriens, das nach achteinhalb Jahren Bürgerkrieg immer noch unter der Kontrolle der Rebellen steht.

Russland und der Iran unterstützen Assads Streitkräfte seit Beginn des syrischen Konflikts 2011, während die Türkei den syrischen Rebellen ihre Hilfe bietet.

Die syrischen Regimetruppen gaben am Montag bekannt, dass sie heftige Kämpfe im Südosten von Idlib ausgefochten und mehrere Dörfer eingenommen haben.

Moskau und Damaskus bestreiten beide den Vorwurf der wahllosen Bombardierung ziviler Gebiete.

TRT Deutsch