Thüringer Zeitung wirft Bürgermeister Angriff auf Journalisten vor
Die „Ostthüringer Zeitung“ wirft dem Bürgermeister von Bad Lobenstein vor, einen ihrer Reporter angegriffen zu haben. Der Vorfall soll sich nach einer Recherche des Journalisten zu einem Treffen des Politikers mit einem „Reichsbürger“ ereignet sein.
Symbolbild. Reporter mit einer Weste mit der Aufschrift „Press“. (DPA)

Die „Ostthüringer Zeitung“ wirft dem Bürgermeister von Bad Lobenstein in Thüringen vor, einen ihrer Reporter auf einem Marktfest angegriffen zu haben. Bürgermeister Thomas Weigelt wies die Vorwürfe am Montag zurück. Er habe sich zwar von dem Journalisten provoziert gefühlt, diesen aber nicht berührt und angegriffen, erklärte der parteilose Politiker. Nach Darstellung der Zeitung soll der Bürgermeister am Samstag während des Marktfestes in dem Kurort unvermittelt auf den Journalisten losgestürzt sein, diesen dabei verletzt und dessen Ausrüstung beschädigt haben. In einem Video auf Twitter ist zu sehen, wie Weigelt mit ausgestreckter Hand auf die Kamera des Reporters zugeht und diese zu fassen bekommt - dann verwackelt das Bild, die Linse zeigt in Richtung Boden. Der Reporter stürzte dabei nach Angaben der „Ostthüringer Zeitung“ und verletzte sich am Ellenbogen. Die Zeitung berichtete, dass dem Vorfall die Recherche des Reporters zu einem Empfang des Bürgermeisters am selben Tag vorausgegangen sei. Zu dem Empfang soll ein zur „Reichsbürger“-Szene gehörender Mann eingeladen gewesen sein. Innenministerin Faeser fordert vollständige Aufklärung Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) forderte eine vollständige Aufklärung des Vorfalls. „Angst, Einschüchterung und Gewalt dürfen nie Mittel der Auseinandersetzung sein“, sagte Faeser den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). Journalisten müssten jederzeit frei und ungehindert ihre Arbeit machen können. Julia Becker, die Aufsichtsratsvorsitzende der Funke Mediengruppe, zu der die Zeitung gehört, sprach von einem „schändlichen Angriff“. Ein Rücktritt des Bürgermeisters sei unumgänglich. „Wir werden alle juristischen Mittel aufbieten, um diesen Übergriff zu ahnden“, erklärte Becker am Sonntag. Weigelt wiederum warf dem Journalisten am Montag eine persönliche Abneigung gegen ihn vor, die dieser seit einiger Zeit in die Berichterstattung einfließen lasse. Die Vorfälle am Wochenende reihten sich ein „in die lange Kette des unprofessionellen Verhaltens“ des Reporters, der eine „Fehde“ gegen ihn führe. Stellvertretender Chefredakteur weist Weigelts Verteidigung zurück Der stellvertretende Chefredakteur der Zeitung, Tino Zippel, wies diese Vorwürfe zurück. Kritische Nachfragen gehörten zum Kern des Lokaljournalismus dazu, sagte er. Die Polizei nahm eine Strafanzeige des Journalisten gegen den Bürgermeister wegen des Verdachts der Körperverletzung auf. Das Landratsamt verwies darauf, dass gegen Weigelt bereits ein Disziplinarverfahren laufe, in das der Vorfall am Samstag aufgenommen werde. Nähere Angaben machte das Landratsamt nicht.

DPA