Exklusiv: USA stimmen Freigabe afghanischer Gelder teilweise zu
Einem Exklusivbeitrag von TRT World zufolge arbeitet Washington an einem Plan, um eingefrorenes afghanisches Vermögen teilweise freizugeben. 3,5 Milliarden Dollar sollen dabei als Entschädigung an die Opfer vom 11. September gehen. Es hagelt Kritik.
Zentralbank Afghanistans (Archivbild) (TRT World)

Die Vereinigten Staaten haben sich bereit erklärt, einen Teil des eingefrorenen afghanischen Vermögens freizugeben, das nach der Machtübernahme der Taliban im vergangenen Jahr beschlagnahmt worden war. Darüber berichtete TRT World am Sonntag in einem Exklusivbeitrag.

Die 3,5 Milliarden Dollar werden wahrscheinlich an die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) mit Sitz im schweizerischen Basel freigegeben, sagte demnach eine mit der Angelegenheit vertraute Quelle. „Es wurde auch ein internationales Expertengremium eingesetzt, um das Geld auszuzahlen“, so die Quelle weiter. Die diesbezügliche Ankündigung soll in den nächsten Wochen erfolgen.
Neun Milliarden Dollar an Fremdwährungsguthaben eingefroren
Nachdem die Taliban am 15. August 2021 die Macht in Kabul übernommen hatten, waren rund neun Milliarden Dollar an Fremdwährungsguthaben der afghanischen Zentralbank bei amerikanischen und anderen ausländischen Banken eingefroren worden.

Die neue Entwicklung sieht vor, dass die afghanische Zentralbank Da Afghanistan Bank (DAB) die Mittel zur Endverwendung erhalten könnte, „aber die USA würden eine strikte Einhaltung der Protokolle zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung sowie eine Überwachung der Mittel durch Dritte verlangen“, so die Quelle.
„Eingefrorene Reserven sind Eigentum des afghanischen Volkes“

Die Taliban-Regierung ist offen für einen US-Vorschlag zur Überwachung durch Dritte, möchte aber die Hoheit über die Verwendung der Gelder behalten. „Die eingefrorenen Reserven sind Eigentum des afghanischen Volkes“, betonte Taliban-Sprecher Suhail Shaheen gegenüber TRT World. „Es ist Sache des afghanischen Volkes, darüber zu entscheiden, was mit den Reserven geschehen soll und wie sie verwendet werden sollen.“

Die USA stehen unter dem Druck seitens Menschenrechtsaktivisten und der afghanischen Diaspora, Mittel freizugeben, um die humanitäre Katastrophe in dem vom Krieg verwüsteten Land zu lindern.

„Die Freigabe dieser Gelder ist wichtig, um die Not der afghanischen Bevölkerung zu lindern, die Schwierigkeiten hat, selbst für die grundlegenden Dinge des Lebens zu bezahlen“, erklärte Shah Mehrabi, ein afghanisch-amerikanischer Wirtschaftsprofessor, der dem Obersten Rat der afghanischen Zentralbank angehört, gegenüber TRT World. Kritik an den USA wegen Hunger und Armut in Afghanistan

Der größte Teil der Auslandsguthaben Afghanistans - rund 7 Milliarden Dollar - wird bei der Federal Reserve Bank of New York (FED) gehalten. Bei den Verhandlungen über die Freigabe der Mittel ging es um die 3,5 Milliarden Dollar, die US-Präsident Joe Biden für Afghanistan bereitgestellt hat.

Die restlichen 3,5 Milliarden Dollar, die Afghanistan bei der FED hat, sollen als Entschädigung für die Opfer der Anschläge vom 11. September, die 2001 zur US-Invasion in Afghanistan führten, verteilt werden.

Die US-Regierung ist in die Kritik geraten, weil sie die Gelder für Afghanistan zu einem Zeitpunkt zurückhält, an dem die Afghanen unter Hunger und Armut leiden. Viele haben den USA vorgeworfen, die Gelder gegen die Taliban zu verwenden, obwohl Al-Qaida für die Anschläge vom 11. September verantwortlich war.

TRT Deutsch