9.05.2017, Hamburg: ILLUSTRATION - Ein Mann hält einen Stecker in die Ladesteckdose eines Mercedes-Benz B-Klasse Electric Drive des Carsharing Unternehmens car2go. (dpa)
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Für viele Städter ist ein Carsharing-Auto das Mittel der Wahl, wenn der Weg etwas weiter ist, das Wetter ungemütlich oder etwas Schweres transportiert werden muss. Doch häufig sind die Wagen noch mit einem Verbrennermotor ausgestattet. Das kritisieren Umweltschützer und auch Stadtverwaltungen dringen inzwischen auf umweltfreundlichere Flotten. Noch ist es mitunter schwierig, bei der Buchung ein E-Auto zu finden.
Denn der Anteil der E-Autos in den deutschen Sharing-Flotten ist nach einer dpa-Umfrage je nach Anbieter sehr unterschiedlich. So hatten Ende Oktober rund 20 Prozent der 5650 Share-Now-Fahrzeuge einen Elektroantrieb. Cambio kommt eigenen Angaben zufolge auf sechs Prozent. Einen alternativen Antrieb haben bei der Bahntochter Flinkster rund zehn Prozent der Autos - davon ein Großteil mit E-Antrieb, wie ein Bahnsprecher mitteilte. In der Carsharing-Flotte von Sixt ist es den Angaben zufolge ein Drittel.
Den geringsten Anteil unter den angefragten Unternehmen hat Ford Carsharing mit 0,3 Prozent Fahrzeugen mit Elektro- oder Hybrid-Antrieb. Spitzenreiter ist der noch junge Anbieter Weshare. Alle 2300 Fahrzeuge sind vollelektrisch, wie ein Sprecher sagte. Noch gibt es das Angebot aber nur in den Metropolen Berlin und Hamburg. Das Unternehmen Miles ließ die Zahl der E-Autos in seiner Flotte auf Nachfrage offen.
BUND: Sharing-Fahrzeuge sollten klein sein
„Aus unserer Sicht müssen Sharing-Fahrzeuge vor allem klein sein, sie müssen sparsam sein, und sie sollten elektrisch sein“, sagte Jens Hilgenberg vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Was wir nicht brauchen, sind irgendwelche großen SUV und was wir auch nicht brauchen, ist auf absehbare Zeit der Verbrenner“, sagt der Mobilitätsexperte der Deutschen Presse-Agentur.
„Die Elektrifizierung liegt im Trend“, zeigte sich der Branchenexperte Stefan Bratzel überzeugt. Für Aufsehen sorgte zuletzt etwa der Autovermieter Hertz. In Amerika will das Unternehmen seine Flotte um 100.000 Elektroautos von Tesla erweitern. „Wenn ein so großer Player auf Elektrifizierung setzt, dann verleiht das dem Thema grundsätzlich Schwung“, so Bratzel.
In deutschen Großstädten sind die Erwartungen an die Anbieter hoch. So wünscht sich etwa die Hansestadt Hamburg die vollständige Elektrifizierung der Carsharing-Flotten, wie es von einem Sprecher heißt. Nach Einschätzung des Berliner Senats ist ein klimafreundlicher Leihbetrieb nur „mit einer kompletten E-Pkw-Ausstattung“ möglich. Die Stadt München sieht im E-Carsharing „einen Beitrag zur Verkehrswende“.
Steiniger Weg
Der Weg zur vollelektrischen Flotte ist nach Einschätzung des Branchenkenners Bratzel jedoch steinig. „Lukrativer ist die Umstellung auf E-Autos nicht“, sagt er. Pro Kilometer seien sie zwar im Vergleich zum Benziner günstiger, E-Fahrzeuge seien allerdings in der Anschaffung teurer und wegen des Chipmangels derzeit ohnehin Mangelware. Dazu müsse das Laden irgendwie organisiert werden. „Kurz vor Ende der Miete das Auto noch mal an die Steckdose anschließen, das können sich bestimmt nur die wenigsten Kunden vorstellen. Eine Möglichkeit wäre, eigene Ladesäulen zu schaffen“, so Bratzel.
Denkbar wäre auch, bei öffentlichen Ladesäulen mit zwei Stellplätzen einen Ladeplatz exklusiv für Carsharing-Fahrzeuge zu reservieren. Das fordert nicht nur die Umweltschutzorganisation BUND, sondern auch der Deutsche Städtetag. „Die Städte allein können aber nicht das E-Auto-Ladenetz aufbauen“, so der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy. Betrieb und Unterhaltung der Ladesäulen sollten die Anbieter mittelfristig selbstständig ohne öffentliche Zuschüsse stemmen.
Auf die Frage nach finanzieller Unterstützung für die Ladesäulen reagiert der Bundesverband Carsharing zurückhaltend. In der Tat sei das Laden aber eine große Herausforderung, so ein Sprecher. „An normalen Ladesäulen im öffentlichen Raum dürfen die Fahrzeuge nur während des Ladevorgangs stehen.“ Das sei eine „praktisch unlösbare logistische Aufgabe“ für Anbieter und Kunden.

dpa