Archivbild. 06.05.2019, Hamburg: Container stehen im Containerterminal Altenwerder auf einer Abstellfläche. Die deutsche Wirtschaft hat nach dem Einbruch in der Corona-Krise 2020 im zweiten Jahr der Pandemie wieder Tritt gefasst. (dpa)
Folgen

Der deutsche Exportmotor droht ins Stottern zu geraten, Unternehmen könnten Investitionen auf Eis legen und Verbraucher ihren Konsum drosseln: Die deutsche Industrie befürchtet schwere wirtschaftliche Folgen wegen des Ukraine-Krieges. „Für Deutschland sieht der konjunkturelle Ausblick sehr trübe aus“, sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, der Deutschen Presse-Agentur. „Die Corona-Lockerungen bescheren der Konjunktur in diesem Frühjahr nicht den erhofften Wachstumsbonus“, sagte Russwurm.
Wegen der großen Unsicherheit und neuer Lieferengpässe, die Produktion behindern, verzichtete der BDI auf eine aktuelle Konjunkturprognose. Wirtschaftsforschungsinstitute hatten ihre Prognosen jüngst deutlich gesenkt. Bei einer Verschärfung des Konflikts und im Falle eines Lieferstopps russischer Energieimporte könnte Europas größter Volkswirtschaft nach Einschätzung der Wirtschaftsweisen ein Konjunktureinbruch drohen.
Absehbar ist nach Einschätzung des BDI, dass die Folgen des Krieges das weltwirtschaftliche Wachstum und die Konjunkturerholung im Euroraum bremsen werden. Der deutsche Exportmotor dürfte wegen weltweiter Wachstumseinbußen und Sanktionen ins Stottern geraten. Die Investitionen der deutschen Unternehmen in Maschinen und andere Ausrüstungen dürften 2022 stagnieren. Erhebliche Kaufkraftverluste
„Ob und in welchem Umfang sich die Unsicherheit auch auf die Kaufentscheidungen der privaten Haushalte auswirken wird, ist angesichts mangelnder historischer Erfahrungen offen“, heißt es im aktuellen BDI-Quartalsbericht. Die stark gestiegenen Energiepreise, die die Inflation insgesamt anheizen, verursachten allerdings erhebliche Kaufkraftverluste. Die privaten Konsumausgaben werden dem BDI zufolge in diesem Jahr nur geringfügig zulegen. Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro dann weniger kaufen können als zuvor.
Russwurm forderte: „Die Ampelkoalition muss jetzt die wirtschaftliche Stärke Deutschlands und seiner Unternehmen bewahren und an schnell wirksamen, zielgenauen und befristeten Maßnahmen arbeiten, um die Krise abzufedern.“ Die Bundesregierung sollte zum Beispiel zeitlich begrenzt Unterstützung für Unternehmen bereitstellen, „die wegen der Energiepreise unverschuldet in eine wirtschaftliche Schieflage geraten sind.“ Die Bundesregierung arbeitet nach Angaben des Wirtschaftsministeriums derzeit „auf Hochtouren“ an einem Hilfspaket für Unternehmen, die von Folgen des Ukraine-Kriegs betroffen sind.

dpa