Ryanair-Rückzug von Standorten in Deutschland (dpa)
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Nach Ankündigungen über die mögliche Schließung mehrerer Flugzeug-Basen der irischen Billigairline Ryanair sieht sich der Flughafen Weeze einer unsicheren Zukunft gegenüber. Man beobachte die laufenden Verhandlungen und müsse das Ergebnis abwarten, sagte der Geschäftsführer des Flughafens, Ludger van Bebber, am Mittwoch. „In diesen Zeiten Einschätzungen zu treffen, ist kaum möglich.“ Die Corona-Pandemie hat weltweit die Fluggesellschaften hart getroffen und teils zu massiven Stellenkürzungen geführt. Die Ryanair-Tochter Malta Air hat in einem internen Schreiben, die Schließung seiner Basis am Hunsrück-Airport Hahn angekündigt. Die Basen in Weeze und Berlin-Tegel sind demnach ebenfalls von Schließungen bedroht. Hintergrund ist ein Streit des Unternehmens mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) über Gehaltskürzungen. Die bei der Ryanair-Tochter Malta Air beschäftigten Piloten aus Deutschland hatten die bisherigen Vorschläge der Airline abgelehnt. Nach VC-Angaben sind von angedrohten Kündigungen bis zu 170 Piloten betroffen. Flughafen-Geschäftsführer van Bebber wies darauf hin, dass eine Schließung von Basen nicht automatisch gleichbedeutend mit der Aufgabe von Flugverbindungen sei. „Letztlich ist nicht die Zahl der stationierten Flugzeuge entscheidend, sondern das Passagiervolumen.“ Davon werde auch abhängen, ob sich der Flughafen am Niederrhein, bei dem mehr als 90 Prozent der Verbindungen Ryanair-Flüge sind, langfristig halten könne. Sollte die Basis in Weeze geschlossen werden, hätte das aber zumindest unmittelbare Auswirkungen auf Piloten und Crew-Mitglieder, die im direkten Umfeld leben - da die Flugzeuge nicht mehr über Nacht in Weeze bleiben würden.

Piloten-Gewerkschaft:„Einfach nur Mitnahmeeffekte generieren“

Die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat den angekündigten Teilrückzug des irischen Billigfliegers Ryanair aus Deutschland am Mittwoch als unverständlich kritisiert.

Die Unternehmensleitung habe immer wieder betont, dass Ryanair „der Krise ganz gut Herr“ geworden sei, sagte Cockpit-Sprecher Jannis Schmitt dazu am Mittwoch dem SWR. Er äußerte die Befürchtung, die Fluggesellschaft wolle in der Krise „einfach nur Mitnahmeeffekte generieren“ und beispielsweise Piloten später zu schlechteren Konditionen wieder einstellen.

Ein Hintergrund der Schließungspläne könnte allerdings auch eine Umorientierung des Unternehmens sein. So will Ryanair für Start- und Landerechte mitbieten, die Lufthansa im Gegenzug für staatliche Milliardenhilfen in Frankfurt am Main und München abgeben muss. Ryanair lehnt selbst Staatshilfen wegen der Corona-Krise ab und geht juristisch gegen solche Programme zugunsten der Lufthansa und anderer europäischer Fluggesellschaften vor.

Der massive Rückgang des Flugverkehrs aufgrund der Pandemie stellt die betroffenen Unternehmen insgesamt vor massive Probleme. Die US-Luftfahrtgesellschaft United Airlines teilte am Mittwoch mit, sie habe von April bis Juni wegen der weltweiten Corona-Einschränkungen einen Verlust von 1,6 Milliarden Dollar (1,39 Milliarden Euro) verzeichnet. Die Fluggesellschaft sprach in New York vom „schwierigsten“ Quartal der Unternehmensgeschichte.

Agenturen