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Nach Putin-Haftbefehl: Russland geht gegen Weltstrafgericht vor
Gegen Putin liegt seit 2023 ein Haftbefehl beim Internationalen Strafgerichtshof vor. Die russische Justiz geht nun gegen das Weltstrafgericht vor. Nach dem Fall Netanjahu stehen IStGH-Vertreter somit erneut wegen erlassener Haftbefehle im Visier.
Nach Putin-Haftbefehl: Russland geht gegen Weltstrafgericht vor
Staatsanwalt Karim Khan, Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes, sitzt im Gerichtssaal des Weltstrafgerichts. / Foto: dpa / DPA
vor 2 Stunden

Ein Moskauer Gericht hat mehrere Vertreter des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) in Abwesenheit zu langen Haftstrafen verurteilt. IStGH-Chefankläger Karim Khan wurde zu 15 Jahren Freiheitsentzug verurteilt, neun Jahre davon in einem Gefängnis und der Rest in einer Strafkolonie für Schwerverbrecher, wie die russische Generalstaatsanwaltschaft mitteilte. Zudem erhielten acht Richter des Weltstrafgerichts mit Sitz im niederländischen Den Haag demnach Haftstrafen zwischen dreieinhalb und 15 Jahren. 

Khan habe von Februar bis März 2022 „illegale Strafverfahren“ gegen russische Staatsbürger eingeleitet und das Präsidium des Weltstrafgerichts rechtswidrige Haftbefehle erlassen, behauptete die Behörde. Da Khan sich nicht in Russland befindet, bleibt das Urteil zunächst voraussichtlich weitgehend folgenlos. Khan hat im Mai im Zusammenhang mit einer Untersuchung über mutmaßliche sexuelle Übergriffe sein Amt beim IStGH bis zum Abschluss der Untersuchung vorübergehend niedergelegt.

Nachdem Khan bereits im Frühjahr 2022 Ermittlungen eingeleitet hatte, erließ das Weltstrafgericht im März 2023 Haftbefehle gegen Kremlchef Wladimir Putin und die russische Kinderrechtsbeauftragte Maria Lwowa-Belowa wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen in der Ukraine. Auch gegen mehrere hochrangige russische Militärs wurden vom IStGH Haftbefehle erlassen. 

US-Sanktionen gegen IStGH-Chefankläger wegen Netanjahu-Haftbefehl

Es ist nicht das erste Mal, dass Vertreter des IStGH wegen erlassener Haftbefehle im Visier stehen. Im November 2024 hatte der IStGH Haftbefehle gegen Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und den damaligen Verteidigungsminister Joav Gallant wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen in Gaza und Verbrechen gegen die Menschlichkeit erlassen. 

Die USA reagierten im Februar mit Sanktionen gegen IStGH-Chefankläger Karim Khan. Das US-Finanzministerium teilte mit, dass es die Sanktionen gegen den Briten im Zusammenhang mit einem entsprechenden Dekret von Präsident Donald Trump verhängt habe. Trump hatte seine Entscheidung damit begründet, das Gericht habe mit der Beantragung eines Haftbefehls gegen Netanjahu „seine Macht missbraucht“. Zudem habe der IStGH „illegale und unbegründete Aktionen gegen Amerika und unseren engen Verbündeten Israel“ vorgenommen, hieß es weiter in dem Dekret. 

Der IStGH mit Sitz in Den Haag verfolgt seit 2002 besonders schwerwiegende Straftaten wie Kriegsverbrechen. Der IStGH hat keine eigene Polizei, um seine Haftbefehle durchzusetzen, und ist deshalb auf die Kooperation der 124 Mitgliedstaaten angewiesen. Sie sind theoretisch verpflichtet, die Gesuchten festzunehmen, sobald sie sich in ihrem Staatsgebiet aufhalten.

QUELLE:TRT Deutsch und Agenturen