26.06.2020, Hessen, Frankfurt/Main: Der Sitz der Bafin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht). (dpa)
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Ärger für den Düngerkonzern K+S: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hegt den Verdacht, dass eine wegen des Düngerpreisverfalls erfolgte Milliardenabschreibung womöglich zu niedrig ausfiel. Das Management von K+S geht davon aus, die Anhaltspunkte der Bafin entkräften zu können und hat der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) die entsprechende Unterlagen bereitgestellt. Die Aktionäre reagierten indes geschockt, der Kurs brach prozentual zweistellig ein.
In dem Fall geht es um Abschreibungen von zwei Milliarden Euro in der operativen Einheit „Europa+“, die die Hessen am 4. November 2020 bekannt gegeben hatten. Hintergrund waren niedrigere Annahmen zur langfristigen Kalipreisentwicklung und höhere Annahmen zum Kapitalkostensatz. Betroffen waren die deutschen Kaliwerke und das neue kanadische Werk Bethune.
Die Bafin bezieht sich auf Anhaltspunkte, denen zufolge dieser Vorgang fehlerhaft gewesen und zu spät erfolgt sein könnte, wie K+S am Mittwochabend mitgeteilt hatte. In diesem Zusammenhang habe die Aufsichtsbehörde die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) mit der Prüfung des Konzernabschlusses zum 31. Dezember 2019 sowie des verkürzten Abschlusses zum 30. Juni 2020 beauftragt.
Mehr Sensibilität nach Wirecard-Insolvenz

Die Sonderprüfung müsse auch vor dem Hintergrund einer wegen der Wirecard-Insolvenz besonders sensibilisierten Bafin gesehen werden, „auch wenn sich unseres Erachtens die Sachlage doch erheblich unterscheidet“, erklärte Analyst Sven Diermeier von Independent Research. Vor detaillierteren Informationen zu dem Thema könnte erst einmal nur über die Konsequenzen spekuliert werden, sagte Analyst Markus Mayer von der Baader Bank.
Die Eigenkapitalquote des MDax-Konzerns war im dritten Quartal, als die Zwei-Milliarden-Wertminderung verbucht worden war, auf gut 26 Prozent eingebrochen. In der Bilanz stand per Ende September noch ein Eigenkapital von knapp 2,1 Milliarden Euro.
Finanziell Luft verschaffen soll dem Unternehmen der im Herbst angekündigte Verkauf des amerikanischen Salzgeschäfts an die Industrieholding Stone Canyon. Der Deal soll im Sommer 2021 abgeschlossen werden und dank einer Wechselkursabsicherung für einen Zahlungseingang von 2,5 Milliarden Euro sorgen. In diesem Zusammenhang erwartet das Management auch einen Buchgewinn in mittlerer dreistelliger Millionenhöhe. Inwieweit das ausreichen würde, mögliche negative Folgen der Bilanzprüfung durch die DPR zu kompensieren, ist offen.
Die K+S Aktien fielen am Donnerstag bis zum Mittag um rund 15 Prozent auf 8,30 Euro und bewegen sich damit auf dem tiefsten Niveau Anfang des Jahres, das eigentlich so gut begonnen hatte. So waren sie Anfang 2021 binnen weniger Tage um mehr als ein Drittel auf 10,44 Euro gestiegen, nachdem sich die Aussichten für die Agrarbranche deutlich aufgehellt und in diesem Zuge die Preise für Kalidünger ihre Erholung fortgesetzt hatten. Mehr zum Thema:Ein Jahr vor Skandal: Handelsverbot von Wirecard-Aktien im Gespräch gewesen

dpa