22.10.2021, Bayern, München: Roboter arbeiten an der Karosserie von verschiedenen Automodellen. Industriepräsident Siegfried Russwurm sieht das Wirtschaftswachstum in Deutschland stärker in Gefahr als noch im Juni erwartet. (dpa)
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Industriepräsident Siegfried Russwurm sieht das Wirtschaftswachstum in Deutschland stärker in Gefahr als noch im Juni erwartet. Damals ging der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) bereits nur noch von 1,5 Prozent Wachstum für die Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr aus. „Aber wir haben damals schon gesagt, dass ein Wachstum von 1,5 Prozent nur erreicht werden könne, wenn alles gut gehe. Das wird zunehmend schwieriger“, sagte Russwurm der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Zu Jahresbeginn, also vor Beginn des Ukraine-Kriegs, war der BDI noch von einem Plus um etwa 3,5 Prozent ausgegangen. „Das hängt nicht nur an den Gaspreisen“, sagte Russwurm mit Blick auf die stark ansteigenden Preise. „Es gibt weitere Risikofaktoren.“ Der BDI-Chef nannte die deutliche Zinserhöhung in den USA und deren Folgen für die Konjunkturentwicklung im größten deutschen Exportmarkt sowie das schwache Wirtschaftswachstum in China. „Der Staat wird nicht alle Preissteigerungen ausgleichen können“ „Die Menschen bereiten sich darauf vor, deutlich höhere Strom- und Gaspreise bezahlen zu müssen, und halten das Geld zusammen“, stellte Russwurm fest. „Der Staat wird nicht alle Preissteigerungen ausgleichen können.“ Russwurm rechnet wegen der Drosselung russischer Gaslieferungen mit immensen Mehrkosten. Lange Zeit lag der Gaspreis bei weniger als 20 Euro pro Megawattstunde. Aktuell müssen Unternehmen für Ersatzmengen für russisches Gas rund zehn Mal so viel zahlen. Die Stimmung in der Industrie sei angespannt. „Viele Unternehmen stellen ihre Energieversorgung bereits um. Andere müssen schlichtweg die Produktion einstellen, weil Aufwand und Ertrag nicht mehr zusammenpassen“, berichtete Russwurm. Wiederum andere Unternehmer seien verzweifelt, weil die Kunden Preissteigerungen nicht akzeptierten und ihr Geschäft deswegen wegbreche.

dpa