Archivbild. 02.06.2022, Sachsen, Leipzig: Eine Einkaufskiste mit Lebensmitteln steht auf einem Küchentisch, während eine Frau Euro-Banknoten in den Händen hält. (dpa)
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Die kurzzeitige Entspannung für Deutschlands Verbraucher ist verpufft: Die Teuerungsrate kratzt wieder an der 8-Prozent-Marke. Nach zwei Monaten mit rückläufigen Werten sprang sie im August auf 7,9 Prozent. Volkswirte machen den Menschen wenig Hoffnung: Sie erwarten in Europas größter Volkswirtschaft in den kommenden Monaten zweistellige Inflationsraten. Das Bundeskartellamt versicherte, es wache „mit Argusaugen“ über die Preisentwicklung etwa im Lebensmittelhandel und an Tankstellen. Im Juli 2022 lagen die Verbraucherpreise in Deutschland nach Berechnungen der Wiesbadener Statistiker um 7,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Im Juni hatte die Jahresteuerungsrate 7,6 Prozent betragen, im Mai waren es sogar 7,9 Prozent. Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, weil sich diese für einen Euro weniger leisten können. Studien zufolge sind einkommensschwache Haushalte überdurchschnittlich stark von hoher Inflation betroffen. Mit einem auf drei Monate befristeten Tankrabatt und einem 9-Euro-Ticket für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) versucht die Bundesregierung, die Menschen zu entlasten. Nach dem Auslaufen dieser beiden Maßnahmen Ende August dürfte die Inflationsrate nach Einschätzung von Ökonomen wieder spürbar ansteigen. Bundesbank hält zweistellige Inflationswerte für möglich Die Bundesbank hält es für möglich, dass die deutsche Inflationsrate gemessen am sogenannten harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) im Herbst „eine Größenordnung von zehn Prozent“ erreichen wird. Im Juli lag der HVPI, den die Europäische Zentralbank (EZB) für ihre Geldpolitik heranzieht, für Deutschland bei 8,5 Prozent. Die EZB strebt für den gemeinsamen Währungsraum ein stabiles Preisniveau bei einer jährlichen Teuerungsrate von zwei Prozent an. „Für zusätzlichen Auftrieb sorgen in den nächsten Monaten die Anhebung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns und die Abwertung des Euro“, prognostiziert die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht mit Blick auf Deutschland. „Außerdem soll im Oktober eine Umlage auf die Gastarife eingeführt und gleichzeitig der Mehrwertsteuersatz auf Gas gesenkt werden.“ Das Thema Inflation werde 2023 nicht verschwinden, sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel jüngst in einem Interview der „Rheinischen Post“. Lieferengpässe und geopolitische Spannungen dürften fortwirken. Im Juni hatte die Bundesbank für 2023 eine Teuerungsrate von 4,5 Prozent vorhergesagt. „Inzwischen hat Russland seine Gaslieferungen drastisch reduziert, und die Preise für Erdgas und Elektrizität sind stärker gestiegen als erwartet. Die Wahrscheinlichkeit wächst, dass die Inflation höher ausfällt als bislang prognostiziert und wir im nächsten Jahr im Schnitt eine sechs vor dem Komma haben“, sagte Nagel in dem Interview.

dpa