DIHK prognostiziert Wirtschaftseinbruch um zehn Prozent (dpa)
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Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag rechnet mit einem noch schwereren Wirtschaftseinbruch in Deutschland als die Bundesregierung. Nach einer neuen Prognose sinkt das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um mindestens zehn Prozent, wie DIHK-Präsident Eric Schweitzer am Dienstag bei einer Videokonferenz in Berlin sagte. Die Nachfrage nach Produkten „Made in Germany“ sei massiv eingebrochen, der deutsche Export geht laut Prognose um 15 Prozent zurück. Es gebe mittlerweile alle Anzeichen einer Weltwirtschaftskrise. Außerdem investierten die Firmen weniger und der private Konsum komme trotz der schrittweisen Lockerung der Beschränkungen nicht in Gang. Schweitzer sprach von der größten Herausforderung für die deutsche Wirtschaft seit dem Zweiten Weltkrieg. Der DIHK ist mit der Prognose deutlich pessimistischer als die Bundesregierung, die bisher für das Gesamtjahr mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 6,3 Prozent rechnet. Im ersten Quartal sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 2,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitgeteilt hatte.

DIHK erwartet ein „katastrophales“ zweites Quartal

Schweitzer sagte, der DIHK erwarte ein „katastrophales“ zweites Quartal. Die Einbrüche werden laut Prognose im kommenden Jahr nicht wieder kompensiert, der DIHK geht für 2021 von einem BIP-Wachstum von 5 Prozent aus. Vor allem die sonst exportstarke deutsche Industrie ist massiv belastet. Laut Umfrage berichten drei Viertel der Betriebe von einer sinkender Nachfrage, 80 Prozent erwarten einen zum Teil erheblichen Umsatzrückgang. Die Arbeitslosigkeit könnte steigen. DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier machte deutlich, es komme zentral darauf an, wie schnell Aufträge hereinkämen, ob Lieferketten störungsfrei funktionierten und wie die Liquidität der Firmen aussehe. Notwendig seien weitere Hilfen der Bundesregierung, so Schweitzer. Hilfreich wäre vor allem eine verbesserte Verlustverrechnung - Firmen könnten dann Verluste in diesem Jahr mit Gewinnen aus den Vorjahren verrechnen. Das brächte dringend benötigtes Geld in die Kasse. „Cash“ sei nun zentral, sagte Schweitzer. Die Bundesregierung will Anfang Juni ein umfassendes Konjunkturprogramm beschließen. Der DIHK-Präsident sprach sich zudem aus für bessere Abschreibungsbedingungen sowie kürzere Genehmigungsverfahren für einen schnelleren Ausbau der Infrastruktur. Branchenspezifische Lösungen wie von der Autobranche geforderte zusätzliche Kaufprämien sieht Schweitzer skeptisch. Gefragt seien eher „branchenübergreifende“ Maßnahmen.

dpa