Die Aufträge für die deutsche Industrie sind wegen des Ukraine-Kriegs im April den dritten Monat in Folge gesunken. Verglichen mit März stand saison- und kalenderbereinigt ein Minus von 2,7 Prozent beim Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mitteilte. Verglichen mit dem Vorjahresmonat ergab sich ein kalenderbereinigtes Minus von 6,2 Prozent.
Grund für die Entwicklung seien vor allem die Rückgänge bei den Auslandsaufträgen, teilte das Statistikamt weiter mit - das Volumen fiel demnach um 4,0 Prozent im Monatsvergleich. Die Aufträge aus der Eurozone an die deutsche Industrie nahmen sogar um 5,6 Prozent ab.
Besonders deutlich war der Rückgang zudem bei den Investitionsgütern (minus 4,3 Prozent) - dies sei auch „Zeichen einer wachsenden Zurückhaltung bei Investitionen in einer politisch und wirtschaftlich angespannten Lage“, führten die Statistiker aus. Bei Vorleistungs- und Konsumgütern war der Rückgang geringfügiger.
Das Wirtschaftsministerium erklärte, die dritte Abwärtsbewegung in Folge sei „in erster Linie auf die zunehmende Eskalation im Ukraine-Konflikt und schließlich auf den russischen Angriffskrieg zurückzuführen“. Die erhöhte Unsicherheit durch die russische Invasion führe „weiterhin zu einer schwachen Nachfrage“. Die Unternehmen hätten aber „weiterhin gut gefüllte Auftragsbücher“.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) erklärte, die Verunsicherung in der Wirtschaft sei groß. „Eine abkühlende Weltkonjunktur, anhaltende Lieferkettenprobleme und steigende Preise dämpfen die Nachfrage nach Industriegütern, insbesondere von Kunden aus dem Ausland.“ Angesichts der hohen Energie- und Rohstoffpreis stünden auch die Betriebe hierzulande vor großen Herausforderungen.
7 Juni 2022
AFP
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