Die deutschen Exporteure rechnen im kommenden Jahr wegen der Probleme bei ihren wichtigsten Kunden USA und China nicht mit großen Sprüngen. „Beim Export wird es 2023 nicht zu einem Einbruch kommen, aber wir können auch keinen Höhenflug erwarten“, sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura, in einem am Donnerstag veröffentlichten Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. „Es wäre schon ein Erfolg, wenn wir real eine schwarze Null schaffen.“
Sorgen bereitet dem BGA vor allem China. Die Abkehr von der Null-Covid-Politik helfe zwar auf mittlere Sicht, doch drohe zunächst der Krankenstand durch die Decke zu gehen. „Kommt es zu einer großen Infektionswelle, würde China wirtschaftlich schwächeln“, sagte Jandura. „Ich fürchte Schlimmes, wenn die Pandemie so durchschlagen sollte wie befürchtet.“ Experten zufolge droht eine gigantische Corona-Welle mit Hunderten Millionen Infizierten in der Volksrepublik binnen Wochen - und Millionen Toten.
Aus anderen Gründen blickt der Verband unruhig auf die Vereinigten Staaten. „Auch um die USA machen wir uns Sorgen“, sagte Jandura. „Wir haben wieder einen stärkeren Euro aufgrund der EZB-Zinserhöhungen. Dadurch wird den Export nicht gerade beflügelt.“ Die in den USA noch stärker gestiegenen Zinsen schlügen dort bereits durch, vor alle auf die Baukonjunktur.
Kritik am Lieferkettengesetz
Mut macht den Exporteuren dagegen die insgesamt gute Auftragslage. „Viele Unternehmen haben recht große Auftragsbestände, die in den vergangenen Monaten wegen Materialengpässen nicht abgearbeitet werden konnten“, sagte Jandura. „Da sich die Materialengpässe abschwächen, dürfte es hier Nachholeffekte geben. Diese stützen den Außenhandel im kommenden Jahr.“ Gleichzeitig sei die erhöhte Lagerhaltung allerdings ein Kostentreiber.
Die Bilanz für das zu Ende gehende Jahr fällt eher positiv aus. „Der deutsche Groß- und Außenhandel ist allen Widrigkeiten zum Trotz auch 2022 gut durch die Krise gekommen“, sagte der BGA-Präsident. „Die Unternehmen haben aus der Corona-Krise gelernt und sind resilienter geworden.“ Die Exporte dürften im zweistelligen Prozentbereich gewachsen sein, aber das vor allem aufgrund höherer Preise. „Die Warenbewegungen an sich sind nur im unteren einstelligen Bereich gewachsen.“ In Zukunft brauche es vor allem verlässliche Rahmenbedingungen. Dazu gehörten neue Freihandelsabkommen.
Kritik übt der BGA-Chef am Lieferkettengesetz. Es tritt am 1. Januar in Kraft und verpflichtet große Unternehmen dazu, gegen Menschenrechtsverletzungen und Umweltverstöße bei ihren Zulieferern vorzugehen. „Das Lieferkettengesetz kommt zur Unzeit. Es ist ein Bürokratiemonster, eine Katastrophe“, sagte Jandura. „Es kann auch inflationstreibend wirken, denn es schränkt den Handel ein.“ Wenn die Bundesregierung ein Belastungsmoratorium verspreche, dann sollte sie beim Lieferkettengesetz anfangen.
Reuters
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