Archivbild. 30.03.2022, Baden-Württemberg, Stuttgart: Ein Mitarbeiter eines Einzelhandelsgeschäfts nimmt einen 5-Euro-Schein aus einer Einkaufskasse. (dpa)
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Der Vize-Vorstandschef der Deutschen Bank, Karl von Rohr, hält im laufenden Jahr zweistellige Inflationsraten für möglich. „Unsere Prognose ist, dass wir im Laufe des Jahres bei einer Inflationsrate von sieben bis acht Prozent liegen werden“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Für den Fall, dass Energieimporte stärker limitiert würden, „könnten wir sogar zehn Prozent und mehr sehen“.

„Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir Inflationsraten bekommen könnten, wie wir sie seit den siebziger Jahren nicht mehr gesehen haben“, sagte von Rohr weiter. In dieser Lage halte er baldige Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) für „dringend erforderlich, damit die Inflationserwartungen sich nicht auf hohem Niveau verfestigen“. Sein Eindruck sei, dass die EZB „jetzt auch sieht, dass Zinsanhebungen unvermeidlich sind“, sagte der Deutsche-Bank-Manager.

Die EZB hatte am Donnerstag beschlossen, den Leitzins von null Prozent trotz der anhaltend hohen Inflationsraten beizubehalten. Auch müssen Banken weiterhin Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssiges Geld bei der Notenbank deponieren. Dieser sogenannte Einlagesatz bleibt bei minus 0,5 Prozent. Allerdings schloss die EZB spätere Zinserhöhungen nicht aus.

Sobald die EZB auf Negativzinsen verzichte, „wird es auch für uns keinen Grund mehr geben, im Privatkundengeschäft Verwahrentgelte zu erheben“, kündigte von Rohr an. „Das sollte dann ziemlich schnell gehen.“ Weitere Zinserhöhungen seitens der Zentralbank werde man jedoch wohl nicht sofort an die Kunden weitergeben, sondern erst den Markt analysieren.

AFP