Symbolbild (dpa)
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Der Arbeitsmarktforscher Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat mit Blick auf die Fachkräftestrategie der Bundesregierung gefordert, dass Menschen bereits mit einem Arbeitsvertrag nach Deutschland kommen können – auch dann, wenn sie nicht über einen anerkannten Abschluss verfügen. Im Ausgleich dafür solle berufsbegleitend eine gezielte Weiterqualifikation und Sprachförderung angeboten werden, sagte Weber der „Rheinischen Post“. „Die größte Hürde bei der Zuwanderung ist bislang, dass ein anerkannter beruflicher Abschluss vorausgesetzt wird. Die von der Bundesregierung geplante Chancenkarte zielt nun darauf ab, dass Zuwanderer zur Arbeitsuche auch ohne anerkannten Berufsabschluss nach Deutschland kommen können. Das ist richtig, aber es reicht bei Weitem noch nicht aus“ betonte Weber. Entscheidend sei zudem, dass man die Menschen dann auch gut integriert und in Deutschland hält. „Denn es ist wenig gewonnen, wenn viele zuwandern, aber viele auch wieder abwandern“, sagte Weber. „Die Abwanderungsquote von Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft lag vor Corona mit rund neun Prozent sehr hoch“.

„Ohne Zuwanderung gehen bis 2022 rund fünf Millionen Arbeitskräfte verloren“

Der Arbeitsmarktforscher wies darauf hin, dass ohne Zuwanderung in Deutschland bis 2030 rund fünf Millionen Arbeitskräfte durch den demografischen Wandel verloren gehen würden. Zum Ausgleich bräuchte man ein Migrationssaldo von 400.000 Menschen pro Jahr - Zuwanderung abzüglich Abwanderung. Die von der Regierung geplante sogenannte Chancenkarte soll die Zuwanderung nach Deutschland erleichtern. Dabei handelt es sich um ein Punktesystem mit vier Kriterien, darunter ein ausländischer Abschluss, mindestens drei Jahre Berufserfahrung, Sprachkenntnisse oder ein vorangegangener Aufenthalt in Deutschland und ein Alter unter 35 Jahren. Wer drei der vier Kriterien erfüllt, soll die Chancenkarte bekommen. Wer einen von Deutschland anerkannten Abschluss vorweisen kann, erfüllt sofort die Bedingung für die Chancenkarte.

AFP