22. September 2021: Gesundheitsminister Spahn während einer Pressekonferenz (dpa)
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Angesichts weiter steigender Corona-Zahlen werden immer mehr Forderungen nach Auffrischungsimpfungen laut. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) forderte einen Bund-Länder-Gipfel zu dem Thema. Zugleich bekräftigte sein Ministerium nach Kritik aus der Ärzteschaft die Auffassung, dass grundsätzlich jeder Anspruch auf die Booster-Impfung hat. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach plädierte für eine Wiedereröffnung der Impfzentren. Unterdessen stieg die Sieben-Tage-Inzidenz am Sonntag auf fast 150. „Aktuell reicht das Booster-Tempo in Deutschlands Praxen nicht“, sagte Spahn der „Bild am Sonntag“. „Wir brauchen einen Booster-Gipfel von Bund und Ländern.“ Aktuelle Daten aus Israel zeigten, „dass das Boostern einen ganz entscheidenden Unterschied macht, um die vierte Welle zu breche“. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) forderte ebenfalls Booster-Impfungen für alle Altersgruppen. „Die Booster-Impfungen brauchen wir nicht nur für die über 70-Jährigen“, sagte Söder der „Bild am Sonntag“. Bayerischer Gesundheitsminister ebenfalls für Booster-Impfung Auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sagte im Bayerischen Rundfunk, die Booster-Impfung sei „ganz wichtig und zentral“, möglicherweise über die „verwundbaren Gruppen“ hinaus. „Ich glaube schon, dass wir prüfen müssen, ob nicht jeder eine Auffrischungsimpfung, auch im Sinne einer gesundheitlichen Vorsorge kriegen sollte“, betonte der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz (GMK). Laut Impfverordnung hat grundsätzlich jeder Anspruch auf eine Auffrischungsimpfung. Unter anderem für ältere Menschen und Heimbewohner wird sie besonders empfohlen, in der Regel sechs Monate nach der Grundimmunisierung. Die GMK empfiehlt das Boostern grundsätzlich ab 60, die Ständige Impfkommission (Stiko) hingegen erst ab 70 Jahren. Hochrangige Ärztevertreter stellten sich aber gegen Auffrischungsimpfungen für alle. Dafür gebe „es bisher keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz“, sagte Ärztepräsident Klaus Reinhardt den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). Kassenärzte-Chef Andreas Gassen warnte vor „blindem Aktionismus“. Hausärzte kritisieren Spahns Aufruf Die Hausärzte äußerten sich ebenfalls kritisch zu Spahns Aufruf. „Wir sind verärgert, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Erwartungen schürt, Booster-Impfungen seien für alle möglich“, sagte Bundesvorstandsmitglied Armin Beck dem RND. Die Hausärzte folgten der Stiko-Empfehlung zur Drittimpfung ab 70. Lauterbach schrieb auf Twitter, es gebe „realistischerweise“ derzeit nicht viele Möglichkeiten „mit großer Wirkung“, Eine von zwei Möglichkeiten sei „eine viel schnellere Boosterimpfung“, hob er hervor. „Dafür müsste man die Impfzentren wieder öffnen.“ Als andere Möglichkeit nannte Lauterbach „konsequent 2G anzuwenden“ - also nur Geimpfte oder Genesene zu Veranstaltungen oder in Restaurants im Innenbereich einzulassen. FDP-Chef Lindner gegen Schulschließungen FDP-Chef Christian Lindner erteilte erneuten Schulschließungen in der Pandemie eine Absage. „Statt darüber zu sinnieren, sollte unbedingt das Tempo auch der Impfungen zur Auffrischung erhöht werden“, sagte Lindner der Düsseldorfer „Rheinischen Post“. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich beunruhigt über die steigenden Corona-Zahlen. Sie sollten „uns allen Sorgen bereiten“, sagte sie der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagzeitung“. Derzeit mache sich allerdings „schon wieder eine gewisse Leichtfertigkeit breit“. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Sonntag einen Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenz auf 149,4. Am Vortag hatte sie bei 145,1 gelegen, vor einer Woche bei 106,3. Der Wert gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen an.

AFP